DaimlerChrysler schleudert

Nach Mitsubishi-Ausstieg mehr Kritik an Konzernchef Schrempp. Rücktritt steht angeblich nicht zur Debatte. Aufsichtsrat diskutiert. Was passiert mit Hyundai?

BERLIN dpa/rtr/taz ■ Der Chef des japanischen Autobauers Mitsubishi Motors, Rolf Eckrodt, ist nach dem Rückzug seines ehemaligen Arbeitgebers DaimlerChrysler von seinem Amt zurückgetreten. Der 61-Jährige gehe mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand, teilte Mitsubishi Motors gestern mit.

Am Donnerstag hatte DaimlerChrysler seinem angeschlagenen japanischen Partner überraschend die finanzielle Unterstützung für dessen Sanierung aufgekündigt, nachdem Vorstandschef Jürgen Schrempp Gespräche über eine milliardenschweren Kapitalspritze und die Entschuldung von Mitsubishi für gescheitert erklärt hatte. DaimlerChrysler ist mit 37 Prozent größter Aktionär von Mitsubishi Motors. Finanzchef Manfred Gentz hatte einen Verkauf der Anteile nicht ausgeschlossen.

Währenddessen wird auch die berufliche Zukunft von DaimlerChrysler-Chef Schrempp selbst zunehmend unsicher. Der Direktor der Fondsgesellschaft Deka Investment hat den Rücktritt von Schrempp gefordert. Der Vorstandsvorsitzende von DaimlerChrysler müsse die Konsequenzen aus dem fehlgeschlagenen Mitsubishi-Engagement ziehen, sagte Deka-Manager Michael Schneider. Die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka hält nach eigenen Angaben 1,2 Prozent der DaimlerChrysler-Aktien.

Der Aufsichtsrat von DaimlerChrysler wird am Donnerstag in New York über eine neue Asien-Strategie des Konzerns beraten. Ein Sprecher des Unternehmens dementierte gestern, dass es dabei auch um die Zukunft von Jürgen Schrempp gehe.

Unklar ist weiterhin, wie es mit der Zusammenarbeit zwischen DaimlerChrysler und dem größten südkoreanischen Autohersteller Hyundai Motor weitergeht. Auf eine Anfrage der Börsenaufsicht in Seoul teilte Hyundai gestern mit, beide Firmen verhandelten derzeit über ihre Kooperation. Alle Optionen seien weiterhin offen. Die Partnerschaft sei an einem „kritischen Punkt“ angelangt, sagte ein Sprecher Hyundais in Seoul. Die Berichte über ein mögliches Ende des gemeinsam geplanten Nutzfahrzeuggeschäfts oder gar einen kompletten Ausstieg DaimlerChryslers bei Hyundai wolle er nicht kommentieren. „Die Bedingungen für die Allianz haben sich geändert,“ hieß es. Finanzchef Manfred Gentz hatte am Freitag erklärt, die Zusammenarbeit mit Hyundai, an dem der Autokonzern zehn Prozent hält, besitze nach der Übernahme des Lkw-Bauers Mitsubishi-Fuso nicht mehr die strategische Bedeutung, die sie noch bei der Vereinbarung 2001 besaß.

Anders als Mitsubishi hat der japanische Renault-Partner Nissan Motor im abgelaufenen Geschäftsjahr einen operativen Rekordgewinn eingefahren. Wie der Autokonzern gestern bekannt gab, stieg der Ertrag zum Bilanzstichtag 31. März 2004 um 11,9 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Renault hält 44,4 Prozent an Nissan. KOCH