: Im (Lebens)mittelpunkt
Im neu eröffneten so genannten Cap-Markt in Bramfeld wünschen sich behinderte und nicht-behinderte Mitarbeiter Schlangen mit vollen Einkaufswagen an der Kasse. Wenn es gut läuft, sind weitere Märkte geplant
Hamburgs neuester Supermarkt ist kein Lebensmittelgeschäft wie jedes andere. Denn hier sorgen auch behinderte Menschen dafür, dass der Laden läuft. In einer ehemaligen Spar-Filiale in Bramfeld eröffnet heute der erste so genannte Cap-Markt (abgeleitet aus dem Englischen von handicap) der Hansestadt mit einem Sortiment von 7000 Artikeln. Zwölf überwiegend geistig behinderte Menschen gehen dort bei sechs ausgebildeten VerkäuferInnen in die Lehre.
Betreiber des Projektes sind die Winterhuder Werkstätten zusammen mit der Genossenschaft der Werkstätten für Behinderte (GDW) aus dem württembergischen Sindelfingen. Der Hamburger Cap-Markt ist bundesweit der zwölfte. Das Modell wird über ein Franchise-System in ganz Deutschland verbreitet. Allen Märkten gemeinsam ist der Einkauf bei dem Hauptlieferanten Spar.
Für behinderte Menschen wie Dennis Röseler bietet der neue Job eine große Chance. „Ich will Verantwortung übernehmen“, sagt der 22-Jährige. Er soll unter anderem Regale auffüllen und an der Kasse arbeiten. „Der Kontakt zu den Anwohnern entsteht ungezwungen mit einem Wortwechsel an der Kasse“, sagte der Geschäftsführer der Werkstätten Wolfgang Pritsching gestern auf der Eröffnungsfeier.
Die rund 3700 Bewohner der näheren Umgebung müssen nun keine langen Wege gehen, um den täglichen Bedarf zu decken. Sollte das Geschäft sich gut entwickeln, sind weitere Cap-Märkte in Hamburg geplant.
Trotz der Krise im Einzelhandel glaubt Filialleiter Heino Sadewater fest an das Konzept: „Wir laufen gegen den Trend, aber ich bin sicher, dass besonders ältere Menschen den Laden annehmen werden.“
Über eins brauchen sich die Angestellten jedenfalls keine Sorgen zu machen. Die gemeinnützige Gesellschaft arbeitet nur kostendeckend: „Wir müssen keinen großen Gewinn machen, uns reicht es wenn eine schwarze Null am Ende steht“, sagte Heckmann. LNO / ULL