: Kooperation ja, Fusion no!
Medizinische Hochschule und Universität in Hannover sollen zusammengelegt werden, meint Niedersachsens Ministerpräsident Wulff (CDU). Und stößt damit auf großen Unwillen bei der MHH
taz ■ Die Nachricht sorgte erst für Überraschung, dann für „Befremden“ im Präsidium der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): Er sei „froh“, dass die „Diskussion um die Fusion von MHH und Universität schnell wieder im Sande verlaufen ist“, sagte MHH-Präsident Dieter Bitter-Suermann vor kurzem.
Vielleicht irrt er sich: Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) gilt nicht als unüberlegter Schnellschießer. Im März hatte er eine Zusammenlegung der beiden Häuser empfohlen. Dadurch würde in Hannover die fünftgrößte Universität in Deutschland entstehen. Das dürfte sich im Hochschul-Ranking positiv bei der Einwerbung von Drittmitteln auswirken, meinte Wulff. Das Thema werde allerdings „langfristig“ angegangen. Falls es verwirklicht werde, müssten sich „Bayern und Baden-Württemberg die Schuhe anziehen“.
Zusammenarbeit ja, Fusion nein, weil sonst die „wissenschaftliche Erfolgsgeschichte“ bedroht wäre, ist bislang das Urteil der MHH, während die Uni-Leitung Wulffs Pläne offenbar stillschweigend bejaht. Derzeit bildet die größte Hochschule Niedersachsens 26.000 Studenten in 130 Studien- und Teilstudiengängen aus. Die MHH hat 5.500 Stellen, 3.200 Studenten und 170.000 Patienten pro Jahr.
Noch sind allerdings dicke Bretter in Hannover zu bohren. Ob die Fusion tatsächlich spart, sei längst nicht ausgemacht, heißt es aus dem MHH-Präsidium. Auch die Hochschul-Expertin der SPD-Fraktion, Gabriele Andretta, wettert gegen die Pläne. Die beiden Hochschulen hätten bereits schwer unter den Sparauflagen des Landes zu leiden. Bei der Uni steht die Schließung der Romanistik und der Soziologie an, allein dieses Jahr muss sie 6,7 Millionen Euro oder 150 Stellen einsparen. Die MHH soll bis 2005 mit fünf Millionen Euro oder 110 Stellen weniger auskommen. Statt auf Rankingerfolge zu schielen, müsse die „Exzellenz der beiden Hochschulen langfristig“ gesichert werden, betont Andretta.
Das Hochschul-Ranking könne kein Argument für eine Fusion sein, sagt auch MHH-Forschungsdekan Karl Welte. Die MHH nehme bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Ranking „Drittmitteleinkommen pro Professor“ nach der Uni Stuttgart ohnehin den zweiten Platz ein. Kai Schöneberg