Nie einen Rosengarten versprochen

Hamburgs zentraler Park Planten un Blomen wird der Erweiterung des CCH geopfert. Architektenwettbewerb endete mit zwei Gewinnern und einem Nachteil: Der Rosengarten oder der Japanische Garten müssen weichen. Senat entscheidet im Juli

von SVEN-MICHAEL VEIT

Der zentrale Hamburger Park Planten un Blomen wird für die Erweiterung des benachbarten CCH beschnitten werden. Das ist das Ergebnis des Architektenwettbewerbs, das Oberbaudirektor Jörn Walter und Paul Busse, Geschäftsführer der Hamburg Messe- und Congress GmbH (HMC) gestern vorstellten. Offen ist nur noch, welcher Teil geopfert wird: Der Rosengarten oder der Japanische Garten. Die Angelegenheit erfordere einen „sensiblen Umgang mit der hohen Qualität der Freiraumstrukturen“, räumt Walter ein. Nützen aber wird es dem Park kaum.

Von sieben Entwürfen ließ nur einer Planten un Blomen unangetastet. Die auf Stelzen stehende Halle entlang der Tiergartenstraße weise jedoch „so weitreichende funktionale, logistische und gestalterische Nachteile auf“, urteilte die Jury, dass er nicht in Frage komme. In der Endausscheidung sind nun zwei Pläne, die jeweils „in funktionaler und wirtschaftlicher Sicht zu überarbeiten“ sind.

Die Betonierung des jetzigen Rosengartens sehen die Architekten Grimshaw + Partner vor. In westlicher Verlängerung des CCH entlang der Bahnlinie würde ein länglicher Betonkörper mit „scharf geschwungener Dachlinie“ entstehen. Diese würde einen, befand die Jury, „spannungsvollen und gelungenen konstruktiven Übergang zum Park“ schaffen – zu dem, was davon übrig bliebe.

Denn der Rosengarten müsste „verlagert“ werden, wie die Jury es nennt, teilweise gar auf das Dach des Neubaus. Im Zuge der Diskussion um die CCH-Erweiterung haben Botaniker und Gartenexperten allerdings mehrfach eingewandt, dass eine Umsetzung des Rosengartens faktisch dessen Zerstörung bedeute. Es würde Jahrzehnte dauern, bis dieser neu erblühe.

Der zweite favorisierte Entwurf des Architekten Florian Nagler sieht einen langgestreckten Neubau teilweise unter dem Japanischen Garten vor. Dadurch würde, erkannte das Preisgericht an, „konzeptionell eine langfristige Sicherung des Freiraums“ möglich. Allerdings nicht kurzfristig, denn während der mehrjährigen Bauphase würden der Japanische Garten und weitere Teile von Planten un Blomen in der etwa einen Hektar großen Baugrube verbuddelt werden. Dafür bliebe der benachbarte Rosengarten „weitgehend erhalten“. Das sei „die Wahl zwischen Pest und Cholera“, so ein Beteiligter.

Entsprechend harsch fällt die Kritik der rot-grünen Opposition aus. Planten un Blomen sei ein „Hamburger Schmuckstück und kein Bauland“, befindet die GAL-Abgeordnete Antje Möller. Es müsse ein Weg gefunden werden, das CCH zu erweitern, ohne den Park anzutasten und „den Rosengarten zum Rosenbeet“ zu machen. Einen vollkommen neuen Architektenwettbewerb fordert Monika Schaal (SPD), die beide Entwürfe grundsätzlich ablehnt. Sie seien „auch durch Nachbesserungen“ nicht zufrieden stellend zu verändern.

Einen neuen Wettbewerb allerdings wird es allein schon aus Zeitgründen nicht geben. HMC-Chef Busse, als ehemaliger SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft taktisch versiert und mit vielen guten Drähten in Hamburgs Behörden ausgestattet, drängt auf einen zügigen Baubeginn. Nach den gewünschten Überarbeitungen der Entwürfe durch Grimshaw und Nagler wird Busse sich kurzfristig entscheiden. Nach Beratung in den Bezirksgremien wird dann der Senat vermutlich noch nächsten Monat die letzte Entscheidung treffen.

Wie auch immer sie ausfallen wird: Zu Lasten von Planten un Blomen geht sie allemal.