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Archiv-Artikel

Kleine Revolution im „Kuba“

Der Streit um den „Kulturbahnhof“ in Bremen Nord ist entschieden: Udo von Stebut ist nicht mehr Chef des Trägervereins. Seine Kritiker haben die Mehrheit im Verein und wollen den rausgeworfenen künstlerischen Leiter Hans König wieder engagieren

Bremen taz ■ „Nach zwei erfolgreichen Amtsperioden hat der Vorsitzende des Vereins Kulturbahnhof, Udo von Stebut, nicht mehr kandidiert“: So glatt ist die Sprachregelung beim Kulturzentrum „Kuba“ in Bremen Nord. Dahinter stecken Monate des Tauziehens, nachdem von Stebut den langjährigen künstlerischen Leiter des Kuba, Hans König, vor die Tür gesetzt hatte. Die gesamte künstlerische Truppe des Kuba hatte sich mit König solidarisiert, der Kuba drohte zum Veranstaltungszentrum zu werden. Der kleine Trägerverein sah sich mit einer Flut von Mitgliedschafts-Anträgen konfrontiert – die Künstler konnten offensichtlich mehr Interessierte mobilisieren als von Stebut. Auch wenn nicht alle Stebut-Kritiker aufgenommen wurden – zwei Tage vor der Mitgliederversammlung vergangenen Freitag war klar, dass sie die Mehrheit haben würden.

Nur zwei Wochen vorher hatte der alte Vorstand noch die für die künstlerische Leitung eingeplanten Mittel in einem einjährigen Werkvertrag an Insa und Jürgen Müller-Popken vergeben. „JüMü“ hat sich vor vielen Jahren als Leiter des Freiraum-Theaters in Bremen einen Namen gemacht, zusammen mit seiner Frau führte er zuletzt in der Schwankhalle „Sweet home“ auf, die Geschichte von Tilly und Pronz, die sich das Leben zur Hölle machen.

Neuer Vorstandsvorsitzender wurde Egbert Heiß, Ex-Kulturreferent in Bremen Nord. Heiß war im alten Vorstand gesessen und hatte als erster aus Protest gegen die angeblich autokratische Vereinsführung durch von Stebut sein Amt niedergelegt. Auch Ilse Windhoff war von ihrem Amt zurückgetreten und wurde von der neuen Mitgliederversammlung nun wiedergewählt. Neu im Vorstand ist André Bahro, wiedergewählt wurde auch der Musik-Hochschullehrer Ulf Schirmer.

Die kleine Revolution im Kuba-Verein kam für die Protagonisten so überraschend, dass sie einige Tage danach noch damit beschäftigt sind, die Lage zu sichten. Geschäftsführerin Ina von Sarkoezy, die von Stebut einen befristeten Vertrag gegeben hat, hat sich Urlaub genommen. Der Kuba soll, wie das der Wortsinn von „Revolution“ sei, zu dem alten Werkstatt-Konzept zurückkehren, sagt der neue Vorsitzende Heiß. Dem anderen Kulturzentrum in Bremen-Nord – dem Kito – solle keine Konkurrenz gemacht werden, man möchte zu einer Aufgabenteilung und zur fruchtbaren Kooperation in Vegesack zurückkehren. Mit den Theater-Künstlern soll ebenfalls eine „einvernehmliche Regelung“ gefunden werden, die es auch Hans König wieder ermöglicht, im Kuba zu arbeiten. Schirmer hatte das Schwankhallen-Modell der „Artists in Residence“ ins Spiel gebracht – da gibt es keinen künstlerischen Leiter, sondern in Projekten gebundene Künstler. König selbst sagt, er könne sich vorstellen, ein Weihnachtsmärchen im Kuba zu produzieren, das er schon vor seinem Rauswurf vorbereitet hatte. Aber das ist alles Zukunftsmusik.

„Alles, was zurückführt zu einer vernünftigen Diskussion, ist gut“, sagt der Sprecher der Kulturbehörde, Helge Rehders. Die Behörde habe „moderiert“, aber sich „nie offiziell eingemischt“. Klar sei, dass der Kuba mit dem in den Haushaltsplänen zur Verfügung gestellten Geld auskommen müsse. Im letzten Herbst hatte von Stebut die Kulturbehörde überraschend mit einem Defizit konfrontiert und in aller Stille eine Hilfe von 84.000 Euro bekommen. Klaus Wolschner