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Archiv-Artikel

„Wappen“ abgewrackt

Das ehemals größte Schiff der Helgoland-Flotte liegt ausgeweidet in Bremerhaven. Der Umbau zum Kreuzfahrtschiff ruht. Hafenkapitän befürchtet Umweltgefährdung wegen Ölresten und Asbest

VON GERNOT KNÖDLER

Die ehemalige „Wappen von Hamburg“, das stolzeste Schiff unter den Helgoland-Fahrern, droht zu einer teuren Altlast zu werden. Seit anderthalb Jahren liegt das Seebäderschiff in Bremerhaven. Die Aufbauten fehlen und die begonnene Umwandlung zum Luxus-Kreuzfahrer ruht seit geraumer Zeit. In Bremerhaven wächst die Sorge, dass der Eigentümer die Schiffsruine aufgibt und die öffentliche Hand auf den Kosten für das Abwracken sitzen bleibt. Das kann teuer werden, denn im Schiffsrumpf werden Ölreste und Asbest vermutet.

Die „Wappen von Hamburg“ ist 1965 bei den Hamburger Howaldtwerken vom Stapel gelaufen und transportierte bis 2006 Millionen von Ausflüglern zur Insel Helgoland. Bis 1982 befuhr das elegante weiße Schiff täglich die Route Hamburg – Cuxhaven – Helgoland. In den letzten Jahren pendelte es vor allem zwischen Cuxhaven und Helgoland.

Nach Angaben des vormaligen Eigners, der Förde Reederei Seetouristik (FRS), erwies sich die 110 Meter lange, für 1.800 Passagiere ausgelegte „Wappen von Hamburg“ mit den Jahren als zu groß für die Helgoland-Fahrt. Zuletzt habe das Schiff nur noch 600 Passagiere am Tag befördert – und das bei einer Verdreifachung der Treibstoffpreise und einer Verdoppelung der Instandhaltungskosten seit Mitte der 90er Jahre.

„Die Seebäderschiffe sind zu einer Zeit gebaut worden, als die Anzahl der Freizeitangebote für Urlauber und Ausflügler sehr viel kleiner war als heute“, sagt FRS-Geschäftsführer Jan Kurse. Seit Mitte der 70er Jahre habe die Besucherzahl Helgolands stetig abgenommen, nur unterbrochen von einem kurzen Aufschwung nach der Wende Anfang der 90er Jahre. Die Reederei setzt deshalb heute ab Cuxhaven ein kleineres Schiff ein. Von Hamburg aus düst im Sommer täglich ein Katamaran zum roten Felsen.

Die „Wappen von Hamburg“ wurde von der FRS Ende Mai 2007 an die Mercator Shipping Corporation mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln übergeben. Mercator ließ das Schiff in „Mercator II“ umtaufen und nach Bremerhaven bringen, mit dem Ziel, es zu einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff für ein paar Dutzend Passagiere umzubauen. Im Winter 1965/1966, außerhalb der Helgoland-Saison, war das Schiff schon einmal auf Kreuzfahrt.

Von dieser Herrlichkeit scheint heute wenig übrig zu sein. „Das ist eine Hülle mit Rohrleitungen und Isoliermaterial, das aufgrund des Baujahres zum Teil aus Asbest bestehen wird“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Frank Willmann von Bündnis 90/ Die Grünen. Die Aufbauten seien abgerissen, die Decks zum größten Teil entfernt worden. Es müssten größere Mengen Öl an Bord vermutet werden. Weil die elektrischen Anlagen ausgebaut worden seien, könne das Schiff nicht mehr getrimmt werden. Willmann hat eine parlamentarische Anfrage gestellt, mit der er herausfinden will, wer haftet, wenn der Kahn absäuft. „Ich will wissen, ob die Sicherheit des Schiffes gewährleistet ist“, sagt er.

„Von dem Schiff kann sehr schnell eine Gefährdung ausgehen“, sagt auch Bremerhavens Hafenkapitän Andreas Mai. Dann müsste die Hafenbehörde handeln. Die Tatsache, dass der Umbau eingestellt worden sei, rechtfertige allerdings noch nicht, dass sich die Behörde über die Rechte des Eigners hinweg setze. Der Hafenkapitän hat den Schiffseigner bis Anfang nächster Woche um Informationen gebeten. In der übernächsten Woche wolle er das Schiff besichtigen – mit oder ohne Zustimmung des Eigentümers.