: Chancengleichheit beginnt in der Kita
Höhere Bildung und bessere Aufstiegschancen bleiben den meisten Migrantenkindern verschlossen. Die Sozialpartner und der Runde Tisch wollen mit den „Kölner Migrationsgesprächen“ das Thema Integration verstärkt in die Öffentlichkeit tragen
Von Susanne Gannott
Mehr als 180.000 Migranten leben in der Stadt. Damit ist fast jeder fünfte Kölner „Ausländer“, bis 2015 wird es laut Statistik sogar jeder vierte sein. Doch an der sozialen Integration der Migranten hapert es. Sogar Kinder der so genannten 3. Einwanderergeneration sprechen oft nur unzureichend Deutsch, haben – auch deswegen – schlechtere Bildungschancen und sind überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen.
Das Thema Schulperspektiven für MigrantInnen stand gestern im Mittelpunkt der ersten Veranstaltung im Rahmen der „Kölner Migrationsgespräche“. Mit dieser Reihe wollen der Kölner Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie (AGV-ME), der DGB Region Köln, das DGB-Bildungswerk und der Runde Tisch für Integration das Thema Integration in die Öffentlichkeit tragen, um den „Druck auf die Politiker zu erhöhen“, wie der Vorsitzende des Runden Tischs, Konrad Gilges, erklärte.
Seitens der Politik werde zu wenig getan, um etwa die Sprachkompetenz schon ab dem Kindergarten zu fördern. Viele Förderprogramme wie Deutschnachhilfe in Kölner Schulen würden sogar – aus Spargründen – wieder eingestellt. „Und inzwischen sind die Deutschkenntnisse in den Kindergärten tendenziell sogar rückläufig“, hat Gilges beobachtet. Die Folge: Höhere Bildung und damit bessere Aufstiegschancen bleiben den meisten Migrantenkindern verschlossen. 37 Prozent der Kölner Migrantenkinder besuchen laut Schulentwicklungsplan 2001 eine Hauptschule (Deutsche: 20 Prozent), aber nur 18 Prozent von ihnen gehen aufs Gymnasium (Deutsche: 39 Prozent). Dagegen müsse etwas getan werden, forderte der Kölner DGB-Chef Wolfgang Uellenberg-van Dawen. Auch NRW-Schulministerin Ute Schäfer (SPD) gab im ersten „Migrationsgespräch“ zu, dass in Deutschland die soziale Herkunft den Bildungserfolg immer noch stark bestimme.
Dennoch betonte Meinolf Sprengelmeier vom AVG-ME, dass bei dem Thema nicht nur die Politik gefragt sei, sondern alle gesellschaftlichen Akteure. Gerade Arbeitgeber und Gewerkschaften hätten in den letzten Jahren viel getan, etwa mit der Beratungsstelle zur Qualifizierung ausländischer Nachwuchskräfte. Allerdings mit wechselndem Erfolg: So stieg zwar vorübergehend der Anteil der Migranten unter den Kölner Auszubildenden bis 1994 auf 18 Prozent, ist inzwischen jedoch wieder auf 11 Prozent gesunken.
Ob die „Kölner Migrationsgespräche“ für solche Probleme konkrete Lösungsansätze entwickeln können, wie DGB-Chef Uellenberg hofft, wird sich zeigen müssen. Beim gestrigen Gespräch waren sich die rund 60 anwesenden Kölner Fachleute aus Schule, Verwaltung und Wirtschaft zumindest darüber einig, dass die Eltern von Migrantenkindern stärker in die Integrationsbemühungen einbezogen werden müssten. Ansonsten blieb die Diskussion wenig ergiebig, die Teilnehmer stellten vor allem ihre jeweilige Sicht des Sprachproblems dar. Da könnte das nächste „Migrationsgespräch“ am 15. Juni schon spannender werden: Dann sind die Kölner Ratsparteien zu Gast, um ihre Konzepte zur Integration von Migranten dazustellen.