: Nachhilfe in Wirtschaftslehre für Professoren
Die Kölner Studentenorganisation Oikos hat es sich zum Ziel gesetzt, das Thema Nachhaltiges Wirtschaften in die Universität zu tragen. Eine dauerhafte Einbindung in Lehrveranstaltungen jedoch überfordert viele Hochschullehrer
Köln taz ■ Nachhaltigkeit und Ökonomie – ein Widerspruch in sich? Das muss nicht sein, finden die Mitglieder von Oikos Köln. Die Studentenorganisation, die zu einem internationalen Netzwerk von zwanzig Oikos-Gruppen gehört, beschäftigt sich mit den Arten des Wirtschaftens, die ökologisch tragfähig und ökonomisch effizient sind. Und Oikos hat es sich zum Ziel gesetzt, das Thema stärker in die Kölner Universität zu tragen. „Schließlich sind die Studis von heute die Entscheidungsträger von morgen“, sagt Vorstand Fabian Stöcker. Er ist überzeugt, dass die zukünftigen Unternehmer oder Wirtschaftsbosse verantwortungsbewusster entscheiden werden, wenn sie die Relevanz nachhaltigen Wirtschaftens begreifen.
Um ihre Kommilitonen zu erreichen, haben die Studenten von Oikos verschiedene Strategien entwickelt. Eine davon ist es, das Thema Nachhaltigkeit in die Lehre mit einzubinden. Dafür sind die 15 Aktiven auf die Zusammenarbeit mit den Professoren angewiesen – oftmals eine Herausforderung, zumal gerade die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Köln eher für ihre neoliberale Wirtschaftskompetenz als für ökologisches Engagement bekannt ist.
Trotzdem haben die Oikos-Mitglieder schon einige Erfolge erzielt. Immer wieder vermittelten sie Gastreferenten an interessierte Professoren. „Nachhaltige Finanzierungslehre“ vor zwei Jahren war das erfolgreichste Thema. Drei Lehrstühle stellten insgesamt sechs Vorlesungen zur Verfügung. Die Referenten befassten sich unter anderem mit so genannten „Nachhaltigkeitsfonds“, in denen ausschließlich Unternehmen enthalten sind, die in ihren Branchen in puncto Nachhaltigkeit als führend gelten.
Eine dauerhafte Einbindung in Lehrveranstaltungen hält Stefan Ruenzi, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzierungslehre, dennoch für problematisch. „Die wissenschaftliche Literatur ist einfach noch zu dünn, und die wenigsten Professoren können in diesem Bereich fundiert argumentieren“, erklärt er. Max Heller von Oikos pflichtet ihm bei: „Da an der Uni Basiswissen vermittelt wird, bleiben Ökologie und Soziales in der Lehre wohl oft zwangsläufig außen vor.“
Umso wichtiger sind die Konferenzen, die die Gruppe jedes Jahr organisiert, das hat auch Fabian Stöcker erkannt. „Die sind meistens gut besucht und wir erreichen ein breites Publikum.“ Zur Veranstaltung „Aids in Entwicklungsländern – eine Herausforderung für Unternehmen“, die Anfang diesen Jahres in Kooperation mit dem Rautenstrauch-Joest Museum stattgefunden hat, kamen fast 60 Besucher.
Mit der Resonanz ist der BWL-Student Stöcker zufrieden: „Es waren sogar noch mehr Leute, als wir erwartet hatten. Das Thema scheint viele zu interessieren.“ Alina Fichter