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Archiv-Artikel

Genweizen auf Eis

Monsanto reagiert auf Bedenken der US-Farmer. Die fürchten Probleme bei Exporten nach Europa und Japan

ST. LOUIS dpa/ap/epd ■ Die auf Agrarprodukte spezialisierte US-Biotechnologiefirma Monsanto hat gestern ihre Pläne für die Einführung von genetisch verändertem Weizen für lange Jahre auf Eis gelegt.

Die Gesellschaft will sich stattdessen auf genetisch veränderten Mais, Ölsaaten und Baumwolle konzentrieren. Monsanto dominiert den Weltmarkt für Züchtung und Anbau von genmanipuliertem Saatgut und gilt als „Microsoft“ der Branche.

Mit dem Rückzug reagierte der Konzern nach Darstellung von amerikanischen Agrarexperten auf den Widerstand der nordamerikanischen Farmer. Sie fürchteten um ihre Milliardenexporte nach Europa, Japan und in andere Regionen, weil viele Länder keinen genetisch veränderten Weizen abnehmen wollten. Im Falle der Einführung wäre die Trennung von genetisch verändertem und regulärem Weizen bei der Ausfuhr schwierig geworden.

Monsanto hatte die Entwicklung von genetisch verändertem Weizen 1997 begonnen. Das Unternehmen ist nach sechs Jahren Feldtests der Auffassung, dass der neue Weizen auch unter den schwierigen Bedingungen für Frühjahrsweizen eine Erntesteigerung zwischen 5 und 15 Prozent bringe. Die Anbaufläche für Frühjahrsweizen sei jedoch seit 1997 in den USA und Kanada um fast 25 Prozent gefallen. Damit ist auch der potenzielle Markt für genetisch veränderten Weizen entsprechend geschrumpft.

Genetisch manipulierter Weizen ist bei den Verbrauchern auf stärkeren Widerstand gestoßen als entsprechende veränderte Baumwolle, Sojabohnen und Mais.

Der Konzern habe die Realität des Marktes erkannt, sagte Joe Mendelson vom Zentrum für Nahrungsmittelsicherheit, das sich gegen genveränderte Lebensmittel ausspricht. „Sie treten den Rückzug an.“

Monsanto hatte Medienberichten zufolge bereits die Entwicklung von genetisch veränderten Kartoffeln gestoppt, da Schnellrestaurants diese nicht kaufen wollten Auch die Pläne, genetisch veränderte Pflanzen für die Erzeugung von Pharmazeutika zu verwenden, verfolgt Monsanto den Berichten zufolge nicht mehr.

In Deutschland hatte der Saatguthersteller Syngenta Anfang April einen Feldversuch mit gentechnisch verändertem Weizen gestartet. Nach dem Ausreißen der Pflanzen durch Gentechnik-Gegner wurde der Versuch für gescheitert erklärt.