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Archiv-Artikel

Adieu, Frau Professor

Bei Finanzierungsentflechtung droht Frauenförderung das Aus

BERLIN taz ■ Chemiestudentinnen wie Sabine Gonsior gibt es viele. Etwa 40 Prozent der StudienanfängerInnen dieses Fachs sind Frauen. Aber die Chance, dass Gonsior ein Diplom macht, ist nur halb so groß wie bei ihren männlichen Kollegen. Die, dass sie Professorin wird, ist verschwindend. An ihrer Uni in Marburg gibt es neuerdings eine Juniorprofessorin, der Rest: 21 Männer.

Damit Deutschland mit solchen Zahlen im internationalen Vergleich nicht so erbärmlich altmodisch wirkt, gibt es Sonderprogramme, die Frauen an Männer-Seilschaften vorbeischleusen: Stipendien etwa oder Mentoring. Sabine Gonsior hat eine Mentorin, eine Professorin von einer anderen Universität, die sie coacht. „Das Wichtigste ist, dass man mal ein weibliches Rollenmodell sieht“, findet Gonsior. Frauen würden sich eigentlich nicht gerne fördern lassen, aus Angst, das stigmatisiere sie. Erhellend war für sie, dass ihre männlichen Kommilitonen von der Mentoring-Idee spontan begeistert waren: „Die lassen sich einfach fördern, ohne darüber nachzudenken, wie das wirken könnte.“

Das Problem: Das Fachprogramm „Chancengleichheit“ wird aus dem Hochschul- und Wissenschaftsprogramm finanziert, das aber bezahlen Bund und Länder gemeinsam. Wenn nun diese Finanzierungen „entflochten“ werden sollen, was wird dann aus solchen Fachprogrammen? Die Länder allein können sie nicht stemmen. Der Bund aber wird sie auch nicht allein finanzieren. „Das Bundesbildungsministerium macht vor allem Öffentlichkeitsarbeit“, erläutert Silke Lorch-Göllner, Frauenbeauftragte der Marburger Uni, „die konkrete Förderung kommt aus dem Bund-Länder-Programm.“ 336 Millionen Euro schwer war das Fachprogramm in den Jahren 2001 bis 2003. Ende dieses Jahres läuft es aus. Dann könnte schlicht Schluss sein mit der Frauenförderung an deutschen Unis.

Aus dem Bildungsministerium heißt es vor dem Kanzlergespräch nur, man „halte an der Förderung der Chancengleichheit in Forschung und Lehre fest“. Aber wie, das verrät Frau Bulmahn nicht. HEIDE OESTREICH