: Im Werderwunderland
Werder Bremen steht seit dem vergangenen Wochenende als Deutscher Fußballmeister fest. Selbst der so lange gefürchtete FC Bayern München kann sie nicht mehr einholen – er stellte sich als zahnloser, müder Tiger heraus. Ganz Bremen ist jetzt ein bisschen Werder – eine fotografische Huldigung von Hannes von der Fecht (4), Kay Michalak (1) und Michael Jungblut (2)
Sie haben es wirklich geschafft: Nach „Jahren voller Frust“, wie sie in der Werder-Hymne schaurig besungen werden, ist Werder wiedergekommen – und die Bremer Fußballspieler sind Deutscher Meister, dürfen die begehrte „Schale“ in Empfang nehmen. Völlig zu Recht natürlich. Angeführt vom typischen Anti-Helden, dem Trainer Thomas Schaaf, der trocken und witzig, dröge und spritzig, uneitel und anspruchsvoll zugleich ist – und nebenbei allen aufgeblasenen Wichtigtuern und Dampfplauderern im Bundesliga-Business gezeigt hat, was für ein kluger Fußball-Lehrer er ist. Zu so einem wie Thomas Schaaf schauen selbst hartgesottene und hochgewachsene Bremische Spitzenpolitiker ganz verzückt auf – und das will etwas heißen. Zusammen mit dem leisen, aber umtriebigen und effizient arbeitenden Sportdirektor Klaus Allofs hat es Schaaf in den vergangenen Jahren geschafft, eine Mannschaft zu formen, die in dieser Saison nicht nur im Weserstadion, sondern in vielen Fußball-Arenen (außer vielleicht im österreichischen Pasching) die Fans mit der Zunge hat schnalzen lassen.
Zu loben und zu rühmen sind natürlich auch die Spieler selbst. Angefangen bei Regisseur Micoud und dem unglaublichen Ailton, der oft so träge und müde über den Platz schleicht – und doch im nächsten Moment lossprinten und stampfen und schießen und jubeln kann, dass den Gegenspielern das Sehen und Hören vergeht. Aber auch die weniger Extrovertierten, die Stilleren im Team – auf unserem Bild oben rechts etwa Krisztian Lisztes und Christian Schulz, sind wichtige Rädchen im derzeit so wunderhübsch rund laufenden Werder-Getriebe. Vielleicht gelingt den sympathischen Schaafianern ja sogar das Double – und sie gewinnen in Berlin gegen Alemannia Aachen auch den DFB-Pokal. So wie in grauer Vorzeit, als Torsten Frings und Frank Rost noch bei Werder kickten. Glückwunsch, Werder! jox