Erstklassige Hertha : Bloß den Ball flach halten
Hertha BSC ist gerettet. Der Abstieg Berlins als Fußballstadt fällt nicht ganz so deprimierend aus wie erwartet. Da Union Berlin künftig in der Regionalliga spielt, wird sich der Fokus nun noch stärker auf Hertha BSC richten – auf den gefallenen Shooting-Star, der zu schnell in die Champions League geschossen ist. Auf den Verein, der Ansprüche formulierte, die sich mit der Realität nicht messen ließen. Was war doch noch zum ersten Spieltag zu lesen, vor dem Saisonauftakt gegen Bremen? Man werde den neuen Deutschen Meister spielen sehen – und damit war nicht Werder gemeint.
Kommentar von MARKUS VÖLKER
Der neue Trainer Falko Götz und Manager Dieter Hoeneß müssen künftig für leisere Töne sorgen. Sie müssen, und das ist wohl der einzige Vorteil des Absturzes in den Tabellenkeller, von ganz unten anfangen. Keiner wird ihnen mehr eine Prognose abverlangen, die Hertha BSC unter die Topteams der Liga reiht. Hertha gilt als Sanierungsfall, als ein Aufbauprojekt. Das braucht Zeit, ein wenig mehr Demut und Weitblick.
Vieles ist kaputtgegangen, was sich Manager Hoeneß in Gedanken zusammengebaut hatte. Sein Trainer, Huub Stevens, der 1997 mit Schalke den Uefa-Cup gewann, scheiterte. Die Integration von brasilianischen Kickern – Alves, Luizao – klappte nicht wie geplant. Das Team ist darüber hinaus viel zu abhängig von einem einzelnen Mann: Marcelinho. Ist er verletzt oder indisponiert, schwächelt die gesamte Mannschaft. Ähnliches gilt für Dieter Hoeneß in der Ebene des Managements. Seine Entscheidungsgewalt wird intern nicht angezweifelt. Irrt also Hoeneß, ist Hertha dazu verdammt, als Verein zu irren.
Diese Struktur muss schnellstens verändert werden. Denn was Hertha auf dem Spielfeld fast zum Verhängnis wurde, der Mittelfußbruch Marcelinhos und der damit einhergehende Fall, kann in der Führungsetage zum grundsätzlichen Problem werden. Man hat gesehen, dass Hoeneß fehlbar ist. Da kann ein Marcelinho noch so gut spielen.
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