piwik no script img

Archiv-Artikel

Feuerross und Bleichgesicht

Old Surehand: In Bad Segeberg werden seit dem vergangenen Wochenende wieder Friedenspfeifen angesteckt. Die Hauptrolle in der 52. Auflage der Festspiele spielt der junge Teenie-Schwarm Wayne Carpendale

Der Comanche Apanatschka hasst die Weißen. Er jagt Old Surehand – ohne zu ahnen, dass er damit seinen eigenen Bruder töten will. Wenn nach zwei Stunden spektakulärer Show in der Freilichtarena von Bad Segeberg das Gute siegt und Apachenhäuptling Winnetou verkündet, „Wir haben alle dieselbe Mutter – Mutter Erde“, geht ein Raunen durch die vollbesetzten Reihen.

Nach der Premiere von Old Surehand am Wochenende zum Auftakt der 52. Karl-May-Spiele empfindet die Geschäftsführerin der Kalkberg GmbH, Ute Thienel, „riesige Erleichterung, dass das Stück so gut aufgenommen worden ist“. Der 26 Jahre alte Wayne Carpendale, Sohn des Schlagerstars Howard Carpendale, bringt seine actionreiche Rolle als Old Surehand trotz einer Knieverletzung bravourös über die Bühne. „Ich habe gebangt und letzte Nacht nur zwei Stunden geschlafen“, sagt Carpendale, der sich in der Fernsehserie „Unter uns“ eine Teenie-Fangemeinde erspielte.

In den Rocky Mountains und der Wüste Llano Estacado nördlich von Hamburg haben Old Surehand, Winnetou (Gojko Mitic), Old Shatterhand (Joshy Peters) und Tante Droll (Jochen Baumert) alle Hände voll zu tun, die finsteren Pläne des Schurken General Douglas (Jürgen Mai) und des hinterhältigen Greises Old Wabble (Frank Wieczorek) zu durchkreuzen. Autor Michael Stamp hält sich eng an das Karl-May-Original, schreibt Lord Castlepool (Frank Schröder) und Butler Smedley (Fried Wolff) aber den Humor in die Rollen, den das Publikum in Segeberg seit Jahren kennt. Die Indianerin Lea-Tshina (Clara Velez) und die resolute Wirtin Mutter Thick (Dunja Rajter) helfen Surehand auf der Suche nach dem Geheimnis seiner Vergangenheit.

Regisseur Norbert Schultze nimmt den Wunsch des Publikums nach Action ernst. Massengetümmel zwischen Indianern und Weißen, Explosionen, brennende Menschen und eine einstürzende Hängebrücke – Knalleffekte, die Karl-May-Fans lieben. SÖNKE MÖHL