zechenschließung : sekt und selters
Ende 2008 ist das Ende von Walsum – die Berliner Koalitionäre haben hart gepokert. Sollte die Landesregierung die Fördertöpfe freigeben und die RAG dem Datum zustimmen, vermeidet das Unternehmen ein langwieriges Ringen um die Wasserrechtsgenehmigungen für den Kohleabbau am Dinslakener Graben – und hofft auf nachlassende Negativ-Schlagzeilen.
KOMMENTAR VONALEXANDER FLORIÉ
Eigentlich könnten die Bergbaugegner die Sektkorken knallen lassen. Wann hat eine kleine Initiative schon mal soviel politischen Druck auf die Politik und einen Konzern machen können, um dann eine Unternehmensentscheidung so deutlich nach unten zu korrigieren? Trotzdem ist der politische Erfolg nur ein Pyrrhussieg: Kohleabbau unter dem Rhein gibt es weiter – zwei Abbaubetriebe laufen, zwei kommen noch alleine im Jahr 2004.
Dass die Bergleute sauer sind, kann man schlicht nur verstehen. Jahrelang versicherten ihnen Politiker, ihr Werk habe Zukunft. Eine klare Kante hätte der Glaubwürdigkeit von Moron, Müntefering und Schartau gut getan. Die Kumpel bekommen zwar vielleicht gute Abfindungen – dann aber stehen sie am Ende der sozialen Kette wie jeder Arbeitslose. Welche alternativen Arbeitsplätze es geben könnte, damit hat sich kaum jemand in all den Jahren wirklich beschäftigt – und das vor einem Szenario, das das Ende der Zeche Lohberg in Dinslaken, ein Aus für Walsum und eine mögliche Abwanderung des Kamp-Lintforter Siemens-Werkes beinhaltet. Harte Zeiten für den Niederrhein.