Ende einer wunderbaren Freundschaft

Bisher hatte Eckernförde nie etwas gegen U-Boote. Bis die Kieler Werft HDW der schleswig-holsteinischen Stadt ein U-Boot als Geschenk machte. Niemand weiß etwas damit anzufangen. Und eine Bürgerinitiative will das Schiff überhaupt nicht haben

von TIMM SCHRÖDER

Eigentlich hat die Stadt Eckernförde keine Probleme mit U-Booten. Im Gegenteil: Seit 1903 ist die Stadt an der Ostsee der größte deutsche U-Boot-Hafen. Und all die Jahrzehnte habe die Eckernförder gut mit den Unterseebooten gelebt: Es gibt zwei Marinestützpunkte in der Stadt, und Kasernen sind im strukturschwachen Norden ein Wirtschaftsfaktor. Eckernförde und U-Boote also, das war bisher etwas, was sich ergänzte. Bisher.

Seit zwei Wochen aber ist die Stadt Besitzer eines ausgemusterten Boots mit dem Namen „U21“. Gut 48 Meter lang ist der Koloss, rund 300 Tonnen schwer. Das Boot ist ein Geschenk vom Hersteller, den Kieler Howaldtswerken Deutsche Werft (HDW). Also wurde U21 von Kiel, wo es im Trockendock lag, mit einem Schlepper in den Marinestützpunkt Kranzfelder Hafen am Ortsausgang von Eckernförde gebracht. Da liegt es nun.

Unklare Zukunft

Eigentlich war die Sache mit U21 klar. Seit zwei Jahren existiert der „Förderverein Unterwassertechnologiezentrum“, dessen Name schon verrät, wo die Reise des U-Boots hingehen soll: ins Museum. „Wir wollen zeigen, was sich unter Wasser abspielt“, sagt Manfred Matthiesen, Vorsitzender des Vereins, der ein Konzept für ein Science-Center erarbeitet hat. In einer rund 800 Quadratmeter großen Ausstellung sollen Besucher „multimedial aufbereitet“ etwas über Sonar, Tiefseekabel oder Off-Shore-Technologien erfahren. Und vor der Ausstellungshalle, so die Vorstellung des Vereins, steht U21 als Ausstellungsstück in einer Betonwanne.

Das Konzept des Fördervereins also steht, und inzwischen ist auch das U-Boot dazu angekommen. Trotzdem wird U21 noch ein paar Monate im Marinestützpunkt liegen. Vielleicht sogar ein Jahr. Denn weder der Verein noch die Kommunalpolitiker wissen so recht, wohin mit dem Ungetüm. Sie wissen nur, wo U21 und das Technologiezentrum nicht landen werden: Im Binnenhafen der Stadt, der wohl in jedem Reiseführer als malerisch durchgehen würde. „Wir wollen keinen metallenen Klopper im Hafen“, sagt Markus Feuerstack, Pressesprecher der „Initiative für eine U-Boot freie Innenstadt“. Noch habe der Hafen „Ambiente“, und das, sagt Feuerstack, soll erhalten bleiben – notfalls wollen die 25 Mitglieder der Initiative ein Bürgerbegehren in der 23.000-Einwohner-Stadt organisieren.

Damit ist der Standort Binnenhafen vom Tisch – ein neuer aber ist nicht in Sicht. Zwar hat die Stadtverwaltung sechs Vorschläge gemacht, die CDU-Mehrheit im Eckerförder Rathaus aber konnte sich nicht zu einer Entscheidung durchringen.

Doch selbst wenn die Standortfrage geklärt ist, bleibt noch die Finanzierung: Auf rund 1,5 Millionen Euro schätzt der Förderverein die Kosten für das Zentrum. Dazu kommt noch die „Demilitarisierung“ des U-Boots – dabei werden etwa die Batterien ausgebaut und die Tanks gereinigt. Das kostet nochmal 350.000 Euro.

Woher das Geld kommen soll, weiß aber noch niemand. Die regierende CDU will bis zur Sommerpause eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen und die Stadt „von Kosten freihalten“, sagt Fraktionsschef Daniel Günther. Der Lokalpolitiker will, dass eine private Betreibergesellschaft die Finanzierung übernimmt und die Stadt das „Risiko über eine Bürgschaft abfedert“.

Ob das funktioniert, wird in der Stadt bezweifelt. Die Opposition hält das Projekt für „völlig unsinnig“, so SPD-Fraktionschef Klaus Witzig, und rechnet mit Kosten von über drei Millionen Euro – auch, weil das Konzept die Kosten für Parkplätze und Grundstück noch nicht berücksichtigt. Und Bürgermeisterin Susanne Jeske-Paasch, die sich der Neutralität verpflichtet fühlt, mahnt: „Die Politik sollte Entscheidungen treffen, die für die Stadt auch finanziell tragbar sind“. Noch ist der Eckernförder Haushalt ausgeglichen.

Boote zu Bestecken

U21 belastet das Stadtsäckel allerdings schon jetzt: Rund 3.000 Euro im Monat bezahlt die Stadt für Wachleute und Versicherungen – obwohl das U-Boot einfach nur im Marinehafen liegt. Sollte es nichts werden mit dem Unterwasserzentrum mit U-Boot, kann die Stadt den Koloss für geschätzte 25.000 Euro an einen Schrotthändler verkaufen. Der könnte aus dem Edelstahl des Rumpfs dann beispielsweise Bestecke machen, wie Manfred Matthiesen vom Förderverein vorschlägt.

Die gängige Vorstellung von den Schwertern, die zu Pflugscharen werden, würde dann durch die Variante der U-Boot-Stadt Eckernförde ergänzt: Unterseeboote zu Bestecken.