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Archiv-Artikel

Neues Jahr – ohne dpa

Der WAZ-Konzern hat seine Drohung wahr gemacht und verzichtet seit Jahresbeginn auf die Dienste der Agentur

Von STG

Was manche nur für eine leere Drohung hielten, um neue Verträge zu besseren Konditionen zu schließen, ist jetzt Wirklichkeit: Mit Ausnahme der Braunschweiger Zeitung verzichten alle Blätter des WAZ-Konzerns auf die Meldungen der Deutschen Presse-Agentur. Und nicht nur das: Deutschlands größtes Regionalzeitungshaus (u. a. WAZ, Westfalenpost, Thüringer Allgemeine, OTZ) hat auch alle anderen dpa-Dienste wie Bilder oder Grafiken abbestellt.

Die dpa, deren Gesellschafter die deutschen Zeitungsverlage sind, spricht von einer „neuen Qualität“: Zwar hätten immer mal wieder einzelne Titel einzelne dpa-Angebote gekündigt, sagt dpa-Geschäftsführer Michael Segbers, „dass aber eine ganze Mediengruppe alles streicht“, sei ein „schlimmer Schlag“. Kostenpunkt: „Eine siebenstellige Summe“, mehr will Segbers nicht sagen. Laut Branchenkreisen spart die selber unter Sparzwang stehende WAZ-Gruppe rund 2 Millionen Euro jährlich.

Man wolle „dpa nicht beschädigen“ sagt WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz, der schon in seiner Zeit bei der Rheinischen Post auf dpa verzichtet hatte. Die verlegerische Entscheidung sei vielmehr „die Prämie auf den konsequenten Ausbau der WAZ als Autorenzeitung“. Dies werde noch zunehmen, wenn wie geplant die zentrale Mantelredaktion für alle WAZ-Titel im Ruhrgebiet komme, so Reitz. Viele Regionalzeitungen machten sich nach wie vor zu abhängig von Agenturen und würden so verwechselbar – „wir setzen auf eine eigene Handschrift“. Natürlich sei auch ein Sparaspekt mit dabei – doch dafür beschäftige die WAZ „25 Redakteure mehr, weil wir dpa nicht mehr haben“.

Die dpa (Jahresumsatz 2007 knapp 94 Millionen Euro, Gewinn 4,4 Millionen Euro) müsse nun keinesfalls Mitarbeiter kündigen oder Stellen unbesetzt lassen, sagt Geschäftsführer Segbers. Intern heißt es bei der Agentur aber, der WAZ-Schritt sei ein sehr negatives Signal eines großen Verlages, wie weit es mit der Solidarität im dpa-Verbund her sei. Denn auch viele WAZ-Titel gehören zu den dpa-Gesellschaftern – und wollen laut einem WAZ-Sprecher auch weiter in diesem Kreis bleiben.

Reitz sieht das Verhältnis zur dpa „kühl als Kunden-Dienstleister-Beziehung“. Wenn man sich „für andere Brötchen entscheidet, wechselt man den Bäcker – wir backen jetzt selber“. STG

Zum Thema: „Zapp“, 23.00 Uhr, NDR