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Archiv-Artikel

Neue Technik spart Geld

Alles wird besser bei Radio Bremen: Wenn das digitale Fernsehen ab September 2004 kommt, kann kein Länderspiel und kein Krieg mehr „bubi“ von seinem Sendeplatz verdrängen

Bei Radio Bremen soll bald einiges anders und vieles besser werden: Nicht nur, dass der kleine Sender aus dem Nordosten Bremens bis 2006 in die Innenstadt umgezogen sein will, bereits im kommenden Jahr wird in Bremen das Fernsehen auch digital. Stichtag ist der 1. September 2004 – nicht, wie durch einen Übermittlungsfehler gestern fälschlich vermeldet 2003.

Endgültig beschlossen sei die Umstellung zwar noch nicht, „aber die Wahrscheinlichkeit liegt bei 90 Prozent“, so der Geschäftsführer der Landesmedienanstalt Bremen, Wolfgang Schneider auf Nachfrage. Die Landesmedienanstalt werde voraussichtlich Ende August endgültig darüber abstimmen.

Am Montag hatte jedenfalls Radio-Bremen-Intendant Heinz Glässgen den Rundfunkrat über die zu erwartende Umstellung informiert. Sie betrifft vorerst nur diejenigen Haushalte, die Fernsehen noch per Antenne empfangen. Digitaler Antennenempfang, kurz DVBT, werde speziell für Radio Bremen Vorteile bringen, so Intendant Glässgen in der Rundfunkratssitzung. Da es dann möglich sei, auf einer Frequenz bis zu vier Programme auszustrahlen, müsse die Regionalsendung buten un binnen nicht mehr Länderspielen oder Ereignissen wie dem Irakkrieg weichen. Außerdem könne mit DVBT jeder Haushalt bereits mit einer kleinen Antenne fast so viele Programme empfangen wie mit dem Kabel.

„In Bremen statt wie bisher sieben dann etwa 20“, bestätigte Wolfgang Schneider, und zwar „ohne dass die Kosten steigen“. Das alles seien jedoch bislang alles noch „Arbeitsdaten“. Man wisse noch nicht, wie sich die Sendeanstalten im Detail einigen. Allerdings müssen die Zuschauer investieren: Spätestens nach einer Übergangsfrist von einem halben Jahr braucht man einen DVBT-Decoder, der „mindestens 100 Euro kosten wird“, so Schneider. Allerdings bräuchten diesen Decoder nur die, die Fernsehen über Antenne empfangen. In Bremen seien das nur noch 15 bis 30 Prozent.

In Berlin, das als erstes Bundesland DVBT eingeführt hat, kosteten die Decoder anfangs 180 Euro, „mittlerweile gibt es auch Angebote für 99 Euro“, so Henric Lewkowitz, stellvertretender Pressesprecher beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. Die 4.000 Sozialhilfeempfänger, die Fernsehen noch über Antenne empfangen, müssen in Berlin aber nur einen Bruchteil der Geräte bezahlen. Wie das in Bremen geregelt wird, ist noch nicht entschieden.

Sparen wird durch die in der DVBT-Technik mögliche Mehrfachbelegung der Frequenzen offenbar der Sender. Das ist auch nötig: Zwar weist der Jahresabschluss 2002, der dem Rundfunkrat am Montag vorgelegt wurde, einen Überschuss von 3,47 Millionen Euro aus – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Allerdings könnten auf Radio Bremen noch erhebliche Kosten zukommen. Noch immer sei nämlich unklar, so Wirtschaftsprüfer Nikolai Hansen im Rundfunkrat, ob das Finanzamt die rückwirkende Besteuerung der Werbeeinnahmen durchführt. Deshalb dürfe der Umzug auch keinesfalls mehr als die geplanten 85 Millionen Euro kosten. Markus Vollstedt