piwik no script img

Archiv-Artikel

Treibjagd auf Blair

Gegen den Willen der Regierung stimmt das britische Unterhaus für ein komplettes Verbot der Fuchsjagd

Von D.J.

LONDON afp/taz ■ Das britische Unterhaus hat für ein komplettes Verbot der Fuchsjagd mit Hunden in England und Wales gestimmt und der Labour-Regierung von Premierminister Tony Blair damit eine Niederlage beigebracht. Nach fünfstündiger hitziger Debatte stimmten 362 Abgeordnete im Londoner Unterhaus am Montagabend für ein Verbot des „Blutsports“, 154 votierten dagegen.

Vor allem Labour-Hinterbänkler stimmten für das totale Fuchsjagdverbot, auch sieben Mitglieder von Blairs Kabinett. Beobachter werteten das Abstimmungsergebnis als Schlappe für Blair. „Heute Abend hat Labour die Kontrolle über die eigene Partei verloren“, kommentierte der konservative Umweltexperte David Lidington. Selbst Vizepremier John Prescott habe Blair auflaufen lassen.

Die Regierung wollte die Fuchsjagd dann erlauben, wenn die Teilnehmer nachweisen können, dass Füchse im jeweiligen Jagdrevier zu einer Plage geworden sind. Kurz vor der Abstimmung zog sie den Vorschlag, der auf heftige Kritik in der Labour-Fraktion gestoßen war, jedoch überraschend zurück.

Mit dem Unterhausvotum ist der jahrelange Streit um die Fuchsjagd aber noch nicht entschieden. Im nächsten Schritt wird nun ein Ausschuss das Gesetz ausarbeiten, das dann dem konservativ geprägten Oberhaus vorgelegt wird. Von dort wird, wie in den Jahren zuvor, starker Widerstand erwartet. Letztlich könnte die Regierung höchstens mittels eines Sondergesetzes ein Verbot durchsetzen.

Jagdgegner hoffen nun, dass das Votum im Unterhaus bis 2005 zu einem tatsächlichen Verbot der Fuchsjagd führen kann. Sonst müsste das Gesetzgebungsverfahren nach der nächsten Parlamentswahl von vorn beginnen – zum dritten Mal seit Labours Amtsantritt 1997.

Das Verbot der Fuchsjagd gilt bei vielen Traditionslinken in England als symbolischer Sieg im Kampf gegen die Aristokratie, während es in ländlichen Regionen als Eingriff in die Bürgerrechte kritisiert wird. Letztes Jahr brachten Jagdbefürworter die größte Demonstration gegen die Regierung in der Geschichte Londons auf die Straße, die nur noch von den Aufmärschen gegen den Irakkrieg dieses Jahr übertroffen wurde. D.J.