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Archiv-Artikel

Musikliebhaber Worch

Neonazis sagten kurzfristig Aufmarsch gegen das Verbot eines Rechtsrockkonzerts ab. 200 linke GegendemonstrantInnen waren dennoch mobilisiert worden

Die neonazistische Demonstration wäre nicht ohne antifaschistischen Protest verlaufen. An die 200 gegen Rechts eingestellte Jugendliche und Erwachsene hatten sich am Samstag in den frühen Abendstunden spontan auf dem Hachmannplatz versammelt. Denn von 18 bis 22 Uhr wollten die militanten Neonazis aus dem Netzwerk der „Freien Kameradschaften“ von der alten Polizeizentrale am Strohhaus zur Innenbehörde am Johanniswall aufmarschieren. Doch der von Christian Worch verantwortete Marsch wurde kurzfristig abgesagt. „Mangels Teilnehmer“, wie die Polizei erklärt.

Unter dem Motto „Musikfreiheit ist Meinungsfreiheit“ hatte der Hamburger Neonazi-Führer den Aufmarsch angemeldet, da ein von ihm veranstaltetes Konzert verboten wurde. Am 19. Mai wollte er ein Rechtsrockkonzert mit mehreren Bands in der Hansestadt durchführen. Über 500 Neonazis erwartete Worch, der die Musik nach eigenem Bekunden vor allem wegen des Politisierungseffekts und nicht wegen des Sounds mag, zu dem Konzert. Seit 2001 setzt sich Worch, so ein internes Rundschreiben an die Führungskader der Freien Kameradschaften, für die Musikveranstaltungen ein, um den jungen Neonazis zusätzlich etwas zu bieten, und um mehr „Rechtssicherheit für Musikveranstaltungen“ zu schaffen.

Diesmal bestätigte jedoch das Hamburger Verwaltungsgericht das Konzertverbot der Innenbehörde. Da Worch weder Ort noch Zeit des Rechtsrockkonzerts mitteilen wollte, hatte die Behörde eine „allgemeine Verbotsverfügung“ ausgesprochen. Keine formalen Gründe verhinderten indes die Zulassung des NeonaziAufmarsches zur Innenstadt. Ob Worch den Aufmarsch absagte, weil die Kameraden woanders ein Konzert im Norden veranstalten konnten, ist unbekannt. Denn wenn antifaschistische Proteste und staatliche Verbote dräuen, mieten die Neonazis für Rechtsrockkonzerte meist Ausweichräumlichkeiten an. ANDREAS SPEIT