: was macht eigentlich... … Johannes Rau?
Pankow verschmähen
Es wäre zu schön gewesen: „Sonderzug nach Pankow“, hätten die Gazetten getitelt, wenn der Bundespräsident im August 2004 mit Tross und Lakaien für ein Jahr ins Schloss Schönhausen gezogen wäre. Johannes Raus derzeitiger Amtssitz Bellevue wird dann nämlich saniert. Das morsche Schlösslein wäre in neuem Glanz erstrahlt, Staatsgäste hätten sich die Klinke in die Hand gegeben, das ganze Quartier hätte mit geschwellter Brust die Würde genossen, den ersten Mann im Staate zu beherbergen. Ja, ein kleines bisschen wäre es wie damals gewesen, als das Viertel rings um Schönhausen „Städtchen“ hieß und der DDR-Spitze vor ihrer Entrückung nach Wandlitz eine Heimstatt bot. In „zahlreichen Zuschriften“ hatten denn auch die vom Luftzug der Geschichte eher ausgesparten Pankower das Vorhaben begrüßt.
Aus der Traum, zerbröselt wie der Putz an der maroden Residenz. Schuld sind ausgerechnet die Geister des real existierenden Sozialismus, die im einstigen Gästehaus des Staatsrats spuken: giftige Holzschutzmittel in rauen Mengen. Die „zeitgerechte Fertigstellung“, so das Bundespräsidialamt gestern, sei ausgeschlossen. Jetzt sind in Pankow alle traurig, sogar PDS-Bürgermeister Burkhard Kleinert. Schwachen Trost bietet zweierlei: Erstens spricht viel dafür, dass die CDU den Gast geschickt hätte – schließlich wird Deutschlands Nummer eins im Mai 2004 neu gewählt. Und zweitens war Schönhausen ja schon mal Präsidentensitz: Von 1949 bis 1960 residierte hier Wilhelm Pieck. CLP
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