Hausaufgaben: Sechs

Kölner SPD-Ratskandidatin kritisiert die Schulpolitik des Landes: „Zu viel Bürokratie, zu viel Verwaltungsarbeit“

KÖLN taz ■ Die Kölner SPD-Ratskandidatin Ulrike Heuer wagt sich aufs Eis. Die Schulleiterin des Albertus-Magnus-Gymnasiums wetterte gestern vor Journalisten gegen das nordrhein-westfälische Schulsystem: „Die vielen Erlasse und Verordnungen können gar nicht alle beachtet werden.“ Da würde genau geregelt, welche Hausaufgaben aufgegeben werden dürfen, welche Tests geschrieben werden und wie sie bewertet werden müssen, „aber keiner fragt, was für die Schüler dabei heraus kommt.“

Wie SPD-Ratsfraktionschef Martin Börschel fordert sie deshalb weniger Bürokratie. Die Bezirksregierung solle Aufgaben der Schulaufsicht an die Stadt abgeben. Außerdem sollen die Schulen insgesamt mehr Selbstständigkeit erhalten. Damit kennt sich Heuer aus. Denn ihr Gymnasium nimmt bereits an der Aktion „Selbstständige Schule“ teil. Problematisch dabei sei aber die Verwaltungsarbeit – von der Ausfertigung von Verträgen bis zum Führen von Dienstakten. „Da muss ich mich einarbeiten, und eigentlich werde ich dafür nicht bezahlt.“ Sie forderte deshalb, dafür frei werdende Kapazitäten der Bezirksregierung einzusetzen.

Insgesamt sollen die Kinder individueller gefördert werden. Ihr Konzept sieht die Sozialdemokratin dabei als Mittelweg zwischen parteipolitischer Tradition und Moderne. Einerseits will sie, dass Grundschüler nicht schon nach dem vierten Schuljahr getrennt werden („Da ist die Begabung überhaupt nicht zu erkennen“). Andererseits wendet sie sich gegen „Gleichmacherei“ und fordert anzuerkennen, dass nicht alle Schüler dasselbe Lernziel erreichen können. Am Besten könne man Jugendliche fördern, wenn es nicht nur in der Grundschule, sondern auch bei den weiterführenden Schulen umfangreiche Ganztagsangebote gebe. Dabei soll eine „kommunale Bildungslandschaft“ entstehen, in die Vereine und Institutionen eingebunden werden.

Frank Überall