Von der Schiene zurück auf die Straße

Der Huckepack-Verkehr für Lkws zwischen Sachsen und Tschechien wird eingestellt. Lasterfahrer nehmen die Straße

DRESDEN taz ■ Seit Jahren stöhnen die Anwohner der Bundesstraße 170, weil ein Schwerlaster nach dem anderen durch das enge Weißeritztal hinauf zum Erzgebirgskamm in Richtung Tschechien rollt. Doch mit dem Wegfall der Zollkontrollen nach der EU-Erweiterung hat der Verkehr noch einmal zugenommen.

Die Brummifahrer nehmen seit dem 1. Mai wieder die Straße anstelle der Schiene. Die Auslastung der Züge der so genannten „Rollenden Landstraße“ ist schlagartig auf nur noch zehn Prozent zurückgegangen. Seit seiner Einrichtung 1994 hatte der Lkw-Huckpack-Verkehr auf der Elbtal-Bahnlinie zwischen Dresden und Lovosice etwa ein Viertel des Fernlastverkehrs von und nach Tschechien übernommen.

Als Konsequenz dieser Entwicklung hat jetzt die sächsisch-tschechische Kommission der „Rollenden Landstraße“ (RoLa) die Einstellung der Züge beschlossen. Die RoLa war bislang die einzige Entlastungsstrecke für die B 170, weil für andere Erzgebirgsübergänge wie Reitzenhain noch Umgehungsstraßen fehlen. Sie wurde von Sachsen mit jährlich 5 und von Tschechien mit 2,5 Millionen Euro subventioniert und stand deshalb schon mehrfach auf der Streichliste. Die im Bau befindliche Prag-Autobahn A 17 ist frühestens im Jahr 2006 befahrbar.

Die Oppositionsparteien SPD und PDS im Sächsischen Landtag kritisierten die Einstellung als das „völlig falsche Signal“ und verlangten stattdessen zumindest ein Nachtfahrverbot für Lkws auf der B 170. Solche Fahrverbote aber waren schon 1994 an juristischen Bedenken gescheitert. MICHAEL BARTSCH