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Archiv-Artikel

Realistische Ausbildung für Soldaten geplant

Nach dem neuen Ausbildungskonzept der Bundeswehr sollen Wehrpflichtige für Auslandseinsätze ausgebildet werden

BERLIN taz ■ Wehrpflichtige werden zukünftig für Einsätze im Ausland trainiert. Das sagte der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, gestern bei einer Bundeswehr-Tagung in Berlin. Er stellte ein neues Ausbildungskonzept vor, nach dem die Soldaten künftig „die Einsatzrealität in der Ausbildung“ kennen lernen sollen.

„Auch die Ausbildung für Offiziere und Unteroffiziere wird sich im Laufe dieses Jahres verändern“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der taz. Angedacht ist auch, Grundwehrdienstleistende für Inlandseinsätze auszubilden: „So lange dies das Grundgesetz abdeckt, ist das zum Beispiel beim Objektschutz möglich“, bestätigte der Sprecher.

Auch weiterhin sind Auslandsaufenthalte für Wehrpflichtige freiwillig. Da sich jedoch viele von ihnen während der Dienstzeit für einen solchen Einsatz entscheiden, können sie in Zukunft schneller eingesetzt werden und müssen zudem keine teure Zusatzausbildung absolvieren.

Außerdem ist vorgesehen, Wehrpflichtige mit speziellen Fähigkeiten dort einzuziehen, wo solche Fähigkeiten gebraucht werden. Ein Fahrzeugmechaniker soll beispielsweise möglichst in eine Instandsetzungseinheit kommen.

Für den SPD-Militärexperten Reinhold Robbe, den Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, ist Schneiderhans Konzept eine „eindeutige Stärkung der Wehrpflicht“. Sicherheitspolitiker der Union sahen das anders: Sie forderten immer noch ein „klares Signal für die Wehrpflicht“ von der Regierung. Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hatte sich in seiner gestrigen Rede zum wiederholten Mal für den Erhalt der Wehrpflicht ausgesprochen. Gegen ein Urteil des Kölner Amtsgerichtes will Struck Revision einlegen. Das Gericht hatte im April bemängelt, dass die gegenwärtige Einberufungspraxis der Bundeswehr willkürlich und nicht mit der gesetzlich geforderten Wehrgerechtigkeit vereinbar sei. „Die Wehrpflicht ist hier sicher nicht gestärkt worden“, sagte Winfried Nachtwei, Sicherheitsexperte der Grünen, der taz. „Aber Schneiderhans Vorschläge sind gute Schritte in Richtung Freiwilligenarmee.“ DANIEL SCHULZ