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Archiv-Artikel

Berufstätig? Gerne, aber …

betr.: „Und nach der Versorger-Ehe?“, taz vom 15. 1. 09

Nichts wäre mir lieber, als wieder einer Berufstätigkeit nachzugehen. 1999 gab ich, bestens qualifiziert, nach über 20 Jahren Berufstätigkeit meine Anstellung auf, weil mein Mann in die USA versetzt wurde. Ich hatte ebenfalls eine Option auf Anstellung in den USA. Leider konnte ich wegen einer plötzlichen schweren Erkrankung den Job in den USA nicht antreten. Nach fast zwei Jahren und diversen Krankenhausaufenthalten (mein Mann war inzwischen aus den USA zurück) wurde ich auf dem Arbeitsamt München vorstellig. Arbeitslosengeld erhielt ich gerade für ein Jahr.

Der zuständige Sachbearbeiter, Arbeitsamt München, in braunen Sandalen, weißen Socken, grauer Hose, blassgelbem T-Shirt und mit sehr tief gelegtem Scheitel über seinem blassgrauen Teint, empfahl mir eine Image- und Beauty-Beratung bei seiner Frau, ehe ich noch einmal bei ihm vorstellig werde. Außerdem erhielt ich den Hinweis, dass ich aufgrund des Einkommens meines Mannes ohnehin keine Aussicht auf Vermittlung habe. Nach unserem Umzug nach Konstanz in 2004 erhielt dort ebenfalls die Auskunft, dass das Einkommen meines Mannes so hoch sei, dass ich mir keinerlei Aussicht auf Vermittlung machen solle.Nach etlichen Initiativbewerbungen kam es zu einigen wenigen Vorstellungsgesprächen. Trotz überdurchschnittlicher Qualifikation wurde mir mitgeteilt, dass man einer jüngeren nicht verheirateten Bewerberin den Vorzug gebe, weil ich finanzielle Unterstützung durch meinen Mann habe.

Aussicht auf Betreuung und Vermittlung durch das Arbeitsamt hätte ich wahrscheinlich nur, wenn ich mit meinem Mann in einer Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft lebte und ihn mit meinem Einkommen aus der staatlichen Unterstützung herausholen könnte.

Solange Frauen bei der Arbeitssuche von Arbeitsamt und Arbeitgebern aufgrund des Familienstands solchermaßen diskriminiert werden, freue ich mich, dass eine Partei, die ich niemals gewählt habe, am Ehegattensplitting so schnell nichts ändern will. Auch in meinen Augen ist diese Form von Solidarität nicht zeitgemäß, aber solange ich mit dem Hinweis auf das Einkommen meines Mannes daran gehindert werde, eigenes Geld zu verdienen, finde ich es richtig, dass uns die Versorgerehe einen kleinen finanziellen Vorteil bringt.

ELISABETH EISENHUT, Bocholt