Kiez-Obama gesucht

Die Pankower Grünen lassen alle Bürger über den Bundestagskandidaten der Partei abstimmen

Heute Abend können alle Pankower Bürger mitentscheiden, welches Gesicht sie im Bundestagswahlkampf auf den Wahlplakaten der Grünen sehen werden. Im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, wird ab 20 Uhr darüber abgestimmt, wer als Direktkandidat der Partei gegen den Wahlkreisinhaber Wolfgang Thierse (SPD) antreten soll.

Der Kreisvorsitzende Andreas Otto sagt: „Auf diese Weise wollen wir eine breite Verankerung bei den Bürgern erreichen. Das ist inspiriert durch die Begeisterung, die man derzeit in den USA sieht durch Barack Obama – auch wenn man das sicher nicht vergleichen kann.“ In den Vereinigten Staaten können alle Bürger über den Kandidaten einer Partei mitbestimmen. In Deutschland ist das dagegen bislang völlig unüblich – und offiziell laut Wahlgesetz auch gar nicht möglich. Das Votum der Bürgerversammlung ist daher auch nur empfehlend, anschließend sollen die Parteimitglieder es in einer getrennten Abstimmung bestätigen – und damit sind dann auch alle Formalia erfüllt.

Nachdem die Grünen zunächst länger nach möglichen Kandidaten suchen mussten, hat die Partei jetzt gleich drei zur Auswahl: Heiner Funken (51), parteilos und Vorstandsmitglied des Kiezvereins Gleimviertel, Heiko Thomas (39), Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, und der Sportwissenschaftler Robert Griss (39). Sogar eine spontane Kandidatur vor Ort wird noch möglich sein.

Bundestagsvizepräsident Thierse hatte bei der Wahl vor vier Jahren 41 Prozent der Erststimmen erhalten, der Grünen-Kandidat Werner Schulz landete mit knapp 13 Prozent auf Platz vier. Wer hier antritt, braucht also viel Optimismus. Der Kreisvorsitzende Otto ist damit reichlich gesegnet: „Thierse hat seinen Zenit hinter sich, wir sind in Pankow auf dem besten Weg zur Volkspartei.“ SEBASTIAN HEISER