Migranten ohne Hilfe

Erzbistum kürzt Hilfen für Ausländer. Betroffen: Studenten aus dem Ausland und Stelle der Migrationsbeauftragten

Die Sparpolitik des Erzbistums trifft nun die Migrantenarbeit an empfindlicher Stelle: Heute soll der Ausländerreferent bei der Katholischen Studentengemeinde, Martin Romünder, erfahren, ob seine Stelle gestrichen und er selbst in die Arbeitslosigkeit entlassen wird. Gestern wurde bekannt, dass die renommierte Migrationsbeauftragte der Diözese, Schwester Cornelia Bührle, eine andere Aufgabe in Brüssel übernimmt und ihre Stelle dann nicht wieder besetzt wird. Das Erzbistum ist mit rund 150 Millionen Euro verschuldet.

Ausländerreferent Romünder sagte, der geplante Wegfall seiner Stelle würde das Ökumenische Zentrum für ausländische Studierende (ÖZAS) stark treffen. Es wird von der katholischen und der evangelischen Kirche getragen und hilft Studentinnen und Studenten aus dem Ausland unter anderem durch die Vermittlung von Stipendien und einen Notfonds. Nun soll dieser Fonds wegfallen. Ohne seine Stelle, so Romünder, wäre das ÖZAS nicht mehr arbeitsfähig.

Schwester Bührle, die in das Europa-Büro des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes wechselt, erklärte, sie wolle ihrem Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky, einen Vorschlag machen, wie ihre Arbeit nach ihrem Weggang „auf mehrere Schultern“ verteilt werden könne. Auch durch die Kürzungen falle die Migrationsarbeit des Erzbistums nicht weg. Auch Stefan Fröner, Sprecher des Erzbistums, betonte, die „Reduzierungen“ bedeuteten nicht, dass sich die Kirche aus der Arbeit mit Migranten zurückziehe. Der Weggang von Schwester Bührle sei „sehr bedauerlich“. Die ausgebildete Juristin hatte großen Einfluss auf die Positionen der Kirche zur Ausländerpolitik in Deutschland. Schon vor einem Monat war klar geworden, dass etwa die Betreuung mittlerer und kleinerer fremdsprachiger Gemeinden künftig dem ehrenamtlichem Einsatz überlassen bleibt. PHILIPP GESSLER