: Zurück in die strahlende Zukunft
Atomstrom statt erneuerbarer Energieen: Die CDU im Düsseldorfer Landtag hofft weiter auf sichere Kernkraftwerke – und setzt auf die Konzepte der Ära Kohl. Unterstützung kommt von der Kohlelobby
VON ELMAR KOK
Die CDU in Nordrhein-Westfalen will längere Laufzeiten für die Atomkraftwerke in Deutschland: „Wir dürfen die Kernenergie nicht den Ländern der dritten Welt überlassen“, sagte Christian Michael Weisbrich, energiepolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, am letzten Tag der Weltkonferenz für erneuerbare Energien, der Renewables 2004 in Bonn.
Dass die Forschung zur Atomenergie in Deutschland aufgegeben werde, sei in schlimmer Fehler. So werde Deutschland zukünftig in Konkurrenz der Länder treten, die in Begriff seien, sich zu industrialisieren. „Dann treten wir in wahnsinnige Konkurrenz zu den Entwicklungsländer und verteuern ihnen die Rohstoffe“, glaubt Weisbrich. Auf Atomstrom setzen dürften gerade die Länder, die sich auf dem Weg zur Industrialisierung befänden, schon aus Sicherheitsgründen aber nicht – ihnen fehle schlicht das Wissen, mit der gefährlichen Technologie verantwortungsvoll umzugehen.
Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) und die Bundes-FDP haben sich am Wochenende für längere Laufzeiten der Atomkraftwerke ausgesprochen. Der IGBCE-Vorsitzende Hubertus Schmoldt meint, der Ausstieg sei ein Beschluss einzig auf Grundlage der gegenwärtigen Technikgeneration und damit umkehrbar.
Für mehr Forschung an Kraftwerkstechnologien spricht sich auch Weisbrich aus: Er hält es nicht für ausgeschlossen, dass die SPD den Ausstieg noch einmal überdenkt. „Wir müssen die ganze Debatte entemotionalisieren“, sagt Weisbrich. Die Forschung zu inhärent sicheren Kraftwerken und zur Transmutationstechnologie müsse verstärkt werden. Transmutationstechnologie bezeichnet die ständige Wiederaufbereitung des Brennstoffes, dadurch soll sich die Halbwertszeit des strahlenden Brennstoffes stark verkürzen, hoffen die Forscher.
Dass im ehemaligen Kernforschungszentrum Jülich nur noch auf ausländischen Auftrag zur Sicherheit von Atomenergie geforscht wird, empfindet Weisbrich als Verlust. „Die Menschen wollen eine sichere Technologie, und wir müssen an der Endlagerung arbeiten“, sagt der Christdemokrat.
Außerdem müsse das Land bei seinen zukünftigen Planungen zur Energieversorgung auf Kohle-Referenzkraftwerke setzen – das Land brauche „Clean Coal Technology“. Solche Kraftwerke könnten durchaus zum Exportschlager werden, denn „in den nächsten Jahren betreten zwei bis 2,5 Milliarden Menschen das Industriezeitalter“. Zudem brauche NRW als Industrieland günstige Energie.
Von regenerativen Energien halten die Christdemokraten im Düsseldorfer Landtag hingegen wenig mehr als nichts. Allein Biomasse habe ein Potenzial, sagt Weisbrich. „Die Effizienz von Solaranlagen muss noch gesteigert werden“ – und zur Windenergie sagt der Energieexperte der Konservativen: „Wenn ich sie brauche, weht der Wind nicht“.