: Kommissar Superstar
Sensible Bochumer Polizisten mutieren zu Freund und Helfer beim Testen einer actionreichen TV-Serie
Bochum taz ■ Drei Wochen nach Ablauf der dritten Staffel der RTL-Krimiserie „Die Sitte“ sorgt Bochums Polizeipräsidium für Schlagzeilen in der Berichterstattung Nordrhein-Westfalens. Für professionelle, medientaugliche Ratschläge hat die Bochumer Polizei immer Zeit. Neben der lokalen Reality-Serie „Toto und Harry“ lädt das Polizeipräsidium nun zum Plausch mit dem Pressesprecher von „Die Sitte“, Jochen Schmelzer und dem Hauptdarsteller Dirk Heinrichs alias Lenni Winkler ein.
Die zwei Fachmänner Rolf Brüggemann von der Kriminalkomission 12 (KK12) und Michael Bloch von der Pressestelle der Bochumer Polizei, testen die Realitätstauglichkeit der Serie „Die Sitte“. Eingeleitet wird die Pressekonferenz im Großen Sitzungssaal des Präsidiums durch einen zehn minütigen actionreichen, realitätsfernen Trailer der Sat 1. Serie: „Wir haben uns den Trailer vorher nicht angesehen. Ganz so actionreich geht es bei uns nicht zu“, gesteht Brüggemann.
Immerhin schalten 4,5 Millionen Zuschauer im Alter von 14 bis 49 Jahren ein, um pünktlich „Die Sitte“ zu sehen. Erfolglos scheint die „einfühlsame Krimiserie“, die sich menschlichen Dramen und der Gefühlswelt von Sexualstraftätern widmet, mit einem Marktanteil von 18% nicht zu sein. Der Hauptdarsteller Dirk Heinrichs erläutert mit smartem Lächeln, dass er stolz ist, die Rolle eines Menschen zu spielen, der in der Realität Bewegendes erreicht. „Neben dem Verfehlen der Polizei möchte ich zeigen, wie gut Polizisten sind. Das sind auch nur Menschen“, klärt der Schauspieler auf. Vor Produktionsbeginn „Der Sitte“ gab es ein Treffen mit Polizisten der Kriminalkommission und mit den Opferschutzbeauftragten um sich über realitätsnahe Abläufe zu informieren, so Heinrichs. KK12-Angestellter Brüggemann weist darauf hin, dass im Polizei-Alltag psychologische Gespräche im Vordergrund stehen. Aus diesem Grund soll die Serie zeigen, was Beziehungskisten alles auf der emotionalen Ebene hergeben. „Wir haben mit Menschen zu tun, das soll gezeigt werden“, verkündet der Polizist stolz. „Konservativ lebende Personen werden durch die Serie aufgeklärt“, kommentiert der Sachbearbeiter den realitätsnahen und aktuellen Anspruch der Serie. Komplett gefehlt hat dem Polizisten in der Serie die Opferhilfestellung. A. GOJ