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Archiv-Artikel

Der schwarz-grüne Landrat

Albert Löhner will in der Oberpfalz den ersten Landkreis schaffen, der seinen Energiebedarf komplett regenerativ deckt

aus Freiburg BERNWARD JANZING

Wer sagt, Schwarz-Grün sei unvorstellbar, kennt Albert Löhner nicht. Der Mittfünfziger ist Landrat in Neumarkt in der Oberpfalz und überzeugtes Mitglied der CSU. Zugleich denkt Löhner grün. Er schätzt Ministerin Renate Künast, die auf Landwirtschaft statt auf Agrarfabriken setzt. Und er schwärmt von den Möglichkeiten erneuerbarer Energien: „In heimischen Energiequellen liegt die Zukunft des ländlichen Raumes.“

Kurz: Albert Löhner ist so etwas wie die personifizierte schwarz-grüne Koalition. Ein Mann, den das Ziel treibt, in einer globalisierten Welt regionale Wirtschaftsstrukturen zu sichern. Und deshalb gibt’s für den Landrat „nichts Besseres als die erneuerbaren Energien“. Schließlich verbleibe so das Geld in der Region – zum Wohle der heimischen Industrie, der Landwirtschaft – und der Umwelt.

Löhners Vision ist ein Landkreis, der seinen Energiebedarf komplett regenerativ deckt. Daran arbeitet er, angefangen mit dem Rapsöl, das er privat tankt. Alle kreiseigenen Gebäude lässt er derzeit auf ihre Tauglichkeit für Fotovoltaikanlagen überprüfen. Für Solarthermie wurde längst ein regionales 1.000-Dächer-Programm mit Sonderkonditionen der örtlichen Banken gestartet. Auch mehrere Biomasse-Heizwerke gibt es im Landkreis bereits.

Sein vorerst größter Erfolg aber ist ein Solarstromprojekt. Es ist das größte weltweit: Sieben Fotovoltaikanlagen mit zusammen zehn Megawatt Leistung werden 45 Millionen Euro Investitionen in den Landkreis Neumarkt bringen. Die Solarzellen werden – aufgeständert auf brach liegenden Freiflächen – Strom für 3.000 Haushalte erzeugen.

Initiator ist die Regensburger K & S Unternehmensgruppe; gebaut und betrieben werden die Anlagen von der Freiburger Solarstrom AG (SAG). Für beide Firmen war der Landrat der wichtigste Standortfaktor – neben der vielen Sonne natürlich. Damit werde jetzt, hofft K & S-Geschäftsführer Jochen Kleimaier, von Neumarkt ein Signal an die gesamte Solarbranche ausgehen: „Wir blasen Größe in den Markt, um den Preis runter zu kriegen.“ Kleimaier ist ein Unternehmer mit bemerkenswerter Biografie: Einst stand er am Bauzaun in Wackersdorf, um gegen die Atomkraft zu demonstrieren. Heute bewegt er Millionen für die Alternativen.

„Kapitalmarktfähig“ – das ist sein Wort. Das heißt: Die Solaranlagen müssen richtig groß werden. Alle anderen Anforderungen erfüllen sie längst; dank garantierter Einspeisevergütung, Ertragsversicherung und Herstellergarantien sind sie eine sichere Geldanlage. Doch „erst ab 1,5 Megawatt werden die Solarkraftwerke für institutionelle Anleger diskutabel“, weiß Kleimaier.

Sind sie noch größer – umso besser. Also plante K & S gleich 10 Megawatt. Folge: Schon denkt eine der bedeutendsten europäischen Leasinggesellschaften darüber nach, das Projekt zu finanzieren. Auch einige Landwirte frohlocken, da für den Hektar dreimal so viel Pacht bezahlt wird wie sonst in der Region für Ackerflächen üblich. Wenn es je noch Zweifel gab, dass die heimischen Energien die regionale Wirtschaft stützen – spätestens da sieht Löhner sie ausgeräumt. Umso unverständlicher ist für ihn, dass die CDU das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor drei Jahren abgelehnt hat und bereits mit einem Veto gegen die im Herbst anstehende Novelle droht – jenes Gesetz, das die ökonomische Basis für den Solarstrom erst schuf. Dadurch muss Löhners viel gefeiertes Projekt warten, „bis die Details des neuen EEG feststehen“, sagt York Ditfurth, Sprecher der Solarstrom AG. Auch in boomenden Wirtschaftszweigen brauchen Investoren Planungssicherheit.