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Archiv-Artikel

Kraftwerke für alle

Ehemaliger Hein-Gas-Ableger entwickelt Brennstoffzelle, die Strom und Wärme für Einfamilienhäuser liefern soll. Umweltsenator wünscht, Hamburg möge zu einem Entwicklungszentrum für regenerative Energien werden

Die Umweltbehörde leistet dem Unternehmen ideelle Unterstützung

von GERNOT KNÖDLER

Die Brennstoffzelle – das ist Umweltschutz nach dem Geschmack von Konservativen. Eine Großtechnik, in die Hunderte von Millionen Euro gesteckt werden, von Automobilkonzernen, Energiemultis und vom Staat. Sie verheißt High Tech sowie die damit verbundene Erschließung neuer Märkte und satte Profitmargen. Sie verspricht den Konzernen den sanften Übergang vom Ölzeitalter zum Zeitalter der regenerativen Energie unter Erhaltung ihres technologischen Vorsprungs. Und dem gemeinem Mann verheißt sie den gleichen Lebensstil wie bisher, nur umweltfreundlicher. Kein Wunder, dass sich Umweltsenator Peter Rehaag (Schill-Partei) gestern zum Ausschläger Elbdeich begab, um bei der Eröffnung des Brennstoffzellen-Entwicklungszentrums auf dem Gelände von Hein Gas zu sprechen.

Hier soll die Firma European Fuel Cell (EFC) in den kommenden zehn Jahren ein Gerät zur Marktreife entwickeln, das die heutigen Hausheizungen ablösen und die Haushalte zugleich mit einem großen Teil des von ihnen benötigten Stroms versorgen. Mit einem Wirkungsgrad von mehr als 80 Prozent soll sie 50 Prozent weniger von dem Treibhausgas CO2 erzeugen und noch effizienter sein als die heute gängigen Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen.

Das Geheimnis der hohen Effizienz liegt darin, dass Strom und Wärme chemisch erzeugt werden. Eine Brennstoffzelle kann auf die kräftezehrende Mechanik von Motoren, Turbinen und Generatoren verzichten. Als Energiequelle benötigt sie Wasserstoff, der in dem geplanten Gerät aus Erdgas erzeugt wird. Für die Energieversorger wird es keinen Unterschied machen, ob sie einen Haushalt mit konventionellem Gasheizkessel oder mit einer Brennstoffzelle beliefern.

Die Zukunft bestünde in der Verbrennung von Wasserstoff, der nicht mehr aus Erdgas, sondern mit Hilfe regenerativer Energie aus Wasser hergestellt wird. Der Wasserstoff wird dann die Rolle des dringend gesuchten Speichermediums für die zeitlich und örtlich in stark schwankendem Maße verfügbare regenerative Energie spielen.

Um sich auf diese Perspektiven einzustellen, hat Hein Gas EFC 1999 im Rahmen seiner Tochterfirma Hamburg Gas Consult gegründet. Hein Gas, damals noch im Besitz Hamburgs, gehört inzwischen dem Energiemulti E.on, EFC der britischen Baxi Group, nach eigenen Angaben der drittgrößte Kessel- und Heizungsgeräte-Hersteller Europas. Baxi hat im vergangenen Jahr eine Milliarde Euro umgesetzt bei einem Gewinn von 140 Millionen Euro. „Erklärtes Unternehmensziel ist die Produktentwicklung und Konzentration auf den wirkungsvollen Einsatz von Brennstoffzellen-Heizgeräten für das Einfamilienhaus“, heißt es in einer Selbstdarstellung der Heizgerätebauer.

Versüßt wird die aufwändige Innovationsarbeit durch eine kräftige Finanzspritze aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Von 23 Millionen Euro, die EFC zwischen 2001 und 2005 verbraten darf, stammen 20 vom Bundeswirtschaftsministerium. Die Hamburger Umweltbehörde leiste dem Unternehmen „ideelle Unterstützung“, so Behördensprecher Volker Dumann. Hamburg solle ein Zentrum der Entwicklung regenerativer Energien werden. „Wir sind mit der Umweltbehörde in Kontakt, weil wir die Aggregate in Hamburg einsetzen wollen“, sagt EFC-Chef Guido Gummert. Ab 2005 sollen die ersten 100 Anlagen in einem europaweiten Feldtest ausprobiert werden.