Tributzölle an einen Helden: ein Mark E. Smith-Gedächtnisabend im Knust
: Unverwüstliches, gesichtszerfurchtes, misanthropisches Idol

Vielleicht waren es Tocotronic, die den weltgrößten Nuschler der Musikgeschichte Mark E. Smith auch außerhalb der Alternative-Punk-Ecke ein Gesicht verpasst haben. Vielleicht haben das aber auch nicht mal die drei Hamburger Popstars geschafft. „Ich hab‘ geträumt, ich wäre Pizza essen mit Mark E. Smith“, sangen sie 1996 und viele Sport-T-Shirtträger fragten sich: Wer ist das denn bloß?

Damit es jetzt auch der allerletzte Retrowellensurfer lernt, hat das Elbstadt-Label ZickZack alles kompiliert, was so in den letzten Jahren rund um den legendären Sänger von The Fall herum komponiert worden ist. 29 ältere und neuere, veröffentlichte und unbekannte, in jedem Fall aber feine Stücke sind dabei zusammengekommen, vereinigt auf dem Doppelalbum perverted by Mark E. A tribute to The Fall. Coverversionen, Anleihen, Hommagen, Versatzstücke, Querverweise. Ein buntes Sammelsurium der überwiegend deutschen Indielandschaft, von Tocotronic bis zur Berliner Underground-Ikone Doc Schoko, von den Cover-Shoutern Boy Division bis zu S.Y.P.H. aus Solingen.

Und ein paar der vertretenen Tributzahler huldigen dem letzten verbliebenen Urmitglied der Punkinstitution The Fall, ihrem unverwüstlichen, gesichtszerfurchten rock-no-rock-anti-unterhaltenden, misanthropischen, trunksüchtig lallenden ja: Idol am Donnerstag auch live. Dann laden ZickZack und die Musikzeitschrift Spex zur Record-Release-Party ins Knust. Mit dabei: Die Sampler-Initiatoren Woog Riots aus Darmstadt, Egoexpress, Rockformation Diskokugel, The Container Drivers und der derzeit offenbar unvermeidbare Knarf Rellöm. Möglicherweise wird es kein schöner Abend, keiner für Klangästheten und Popfans. Doch der Geist Mark E. Smith‘s, er wird durchs Knust wabern wie durchs ganze Album. Verstörend, schräg, eigen, bitterböse. „He ist not appreciated“, steht groß im Booklet über der Zeichnung von Chris Knox. Aber warum auch? Man muss ihn nicht mögen, nur würdigen. Jan Freitag

Donnerstag, 20 Uhr, Knust