: Für einen gerechten Frieden
betr.: „Attac bei Anti-Israel-Konferenz dabei“, taz vom 5. 6. 04
Der antiisraelischen Konferenz „Stop the wall“ ist es nicht gelungen, durch einseitige Stimmungsmache Kölner Bürger zu erreichen. Stop the wall – statt Stop the terror – war der erfolglose Versuch, Stimmung gegen Israel zu verbreiten. Der Grenzzaun als Schutz vor Terror, und auch als einmalige Chance und Voraussetzung für die Gründung eines palästinensischen Staates, wurde genutzt, um Israel eines Verbrechens zu bezichtigen und ein Rückkehrrecht der Palästinenser zu befürworten. Israel soll letztendlich die Verantwortung für Arafats Unfähigkeit und Nichtwillen übernehmen. […]
MONIKA SCHMITZ, Köln
Nun, die Konferenz gegen die Trennmauer ist wahrlich ein Indiz für die Einstellung gegen den Staat Israel. Gäste wie Reuven Moskovitz, Felicia Langer u. a. sind in der Tat, da beide Juden und aus Israel stammend, ein starker Hinweis auf eine antiisraelische Konferenz. […] Erwähnenswerter ist vielmehr, dass eine Glaubensvertretung unter dem Vorsitzenden Paul Spiegel es nötig hat, sich mit Organisationen wie die Antideutsche Kommunistische Initiative, der Prozionistischen Linken aus Frankfurt am Main, der Antifa u. a. zusammenzurotten, um gegen die internationale Konferenz Stimmung zu machen.
Ich selbst war Teilnehmer und bin Unterstützer der internationalen Konferenz gegen die Trennmauer und für einen gerechten Frieden und kann mit bestem Gewissen behaupten, dass die Konferenz nichts mit antiisraelischem und antisemitischem Gedankengut zu tun hat. Wir wollen durch diese Konferenz auch verhindern, dass sich der Staat Israel durch seine völkerrechtswidrige Politik selbst weiter ins Abseits stellt. […] ANDREAS FRIEDRICH, Düsseldorf
betr.: „Gewaltfreiheit endet schon vor der Halle“, „Palästina in den Grenzen von 1917“ (Lokalteil Köln), taz vom 7. 6. 04
Bedauerlicherweise informierten ihre beiden Reporter P. Beucker und D. Eckert (Lokalteil Köln) Ihre Leser nur aus recht eingeschränktem Blickwinkel über die „Konferenz für einen gerechten Frieden für Palästina und Israel“.
Dies beginnt bereits bei der Klage über „Gewalt vor der Halle“. Ihrer Aufmerksamkeit war wohl entgangen, dass GegendemonstrantInnen („antideutsche Kommunisten“ und Verbündete) dazu aufriefen, „das Recht auf Selbstverteidigung des Staates Israel“ gegen die TeilnehmerInnen und BesucherInnen der Konferenz „Stop the wall“ zu verteidigen und vor Ort die Solidarität mit dem Land praktisch werden zu lassen. Dies führte zu besorgten Anfragen vieler Gäste, gerade auch aus Israel, ob nun mit physischen Angriffen oder Saalschlachtszenen zu rechnen sei. Deshalb setzten wir unser Hausrecht als VeranstalterInnen ein, um angesichts eines ohnehin überfüllten Saals mutmaßliche Provokationsinteressenten abzuweisen. Dies kann ja nur dann zu Handgreiflichkeiten geführt haben, wenn Personen unser Hausrecht nicht respektieren wollten! […]
Zweites Beispiel der eingeschränkten Perspektive: Es wäre vermutlich von Interesse für ihre Leser gewesen, dass auch die deutsche Sektion der „European Jews for a Just Peace in Middle East“ Mitveranstalter der Konferenz war und ihre Sprecherin dort vortrug. Dass Ihre Reporter sich mit der eigentlichen Thematik inhaltlich nicht intensiver befassen wollten, entnehme ich folgender Passage: „die von der israelischen Regierung als Sicherheitszaun gebaute Grenzanlage“ (Eckert) trennt eben im Wesentlichen nicht Israelis von Palästinensern, sondern palästinensische Gebiete in abgeschlossene Enklaven, und wird zum Beispiel vom UN-Menschenrechtsbeauftragten Dugard als Instrument völkerrechtswidriger Annexion klassifiziert. […] MATTHIAS JOCHHEIM, IPPNW, Frankfurt amMain
Die Verfasser verschweigen beispielsweise den ausgezeichneten Vortrag von Fanny Reisin als Vertreterin der „European Jews for a Just Peace“ und die leidenschaftlichen Appelle Felicia Langers und Reuven Moskovitz’, endlich Verantwortung aufgrund unserer Geschichte zu übernehmen und nicht mehr zu dem am palästinensischen Volk verübten Unrecht zu schweigen. Anscheinend können es die Verfasser nicht ertragen, dass es Juden gibt, die für einen gerechten Frieden eintreten, die sich gegen den Mauerbau auf palästinensischem Grund und Boden, gegen Landraub und Enteignung, gegen die alltägliche Besatzerwillkür einsetzen.
Warum sind Hardliner am Werk, wenn sie sich für die Einhaltung des Völkerrechts stark machen? Salman Abu-Sitta widerlegte sehr anschaulich und eindrucksvoll die Verschleierung derjenigen, die den Palästinensern ihr verbrieftes Rückkehrrecht absprechen wollen. […] CLAUDIA KARAS, Frankfurt/Main
Wer die Konferenz gegen die Mauer in Palästina als eine Anti-Israel- Konferenz bezeichnet, zeigt, dass es ihm nicht um eine objektive Berichterstattung geht. Weder richtete sich die Konferenz gegen die Bürger Israels noch wurde in einem einzigen Beitrag das Existenzrecht Israels in Frage gestellt. Wohl jedoch forderte die Konferenz ein Ende der Besatzung und der illegalen israelischen Siedlungen in Übereinstimmung mit der UN-Resolution 242 von 1967 (Rückzug hinter die Grenzen von vor 1967), sie forderte, den Bau des Sperrzauns unverzüglich zu stoppen, der weit in palästinensisches Gebiet hineinreicht und der durch die damit verbundene entschädigungslose Enteignung fruchtbaren Landes und zahlreicher Brunnen vielen Menschen Existenzgrundlage und Hoffnung nimmt. Es handelt sich also keineswegs um einen Zaun mit „rein defensivem und passivem Charakter“ (Zitat Prof. Wolffsohn).
Dass die zitierte „Kölner Erklärung“ fordert, „den verbrecherischen Angriffen von beiden Seiten den Nährboden (zu) entziehen“, widerspricht wohl dem Bild von der Konferenz, das der Schreiber verbreiten will. Anliegen der Konferenz war es, den berechtigten Forderungen der Palästinenser ein Stück Öffentlichkeit zu geben, die sie zu meiner großen Enttäuschung auch von der taz nicht bekommen. Wer nicht glaubt, mit welcher Menschenverachtung das israelische Militär die Menschen in den besetzten Gebieten behandelt, dem empfehle ich den neuen Bericht von amnesty international „Israel and the Occupied Territories …“ (web.amnesty.org/library/index/ENGMDE150332004). […]
HANNE ADAMS, Gleichamberg-Bedheim
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