Hauptstadt-Hymnen und gemütlich warmer Rock mit Dziuks Küche

Eins ist schon mal klar. Dziuks Küche sind nicht Alphaville. Die einen waren mal „Big in Japan“, die anderen sind bloß „Phatt in Taiwan“ – und wenn Danny Dziuk das singt, klingt es auch noch wie „Fett in Taiwan“. Das mag daran liegen, dass der gebürtige Duisburger ziemlich nuschelt beim Singen. Was aber wiederum seinen Texten ganz gut tut, die viel handeln von menschlichen Niederungen, von regnerischen Stimmungen, von gescheiterten Rebellen und sehr oft auch von Berlin, wo er lange schon lebt. Für „Freche Tattoos auf blutjungen Bankiers“ hat er eine Hymne selber geschrieben und noch eine Lobhudelei auf die Hauptstadt von Peter Hacks vertont, so dass Berlin nun sehr ausführlich bestaunt und geliebt wird, von den „Dumpfbacken-Flachrennen-Cabriolets“ bis zur „digitale Boheme“. Im Gegensatz zu Letzterer besteht die Küchenbesatzung allerdings auf traditioneller Umsetzung: Die Musikanten, die sich aus dem Umfeld von 17 Hippies, Popette Betancor und der Kleingeldprinzessin rekrutieren, legen auch auf seinem vierten Album unter Dziuks Nörgeln eine mal federleichte, mal trunken torkelnde Unterlage aus Folk und Jazz, gemütlich warmem Rock und ein wenig chansonseliger Melancholie. Nein, Alphaville ist das echt nicht. THOMAS WINKLER

Dziuks Küche: „Freche Tattoos auf blutjungen Bankiers“ (Buschfunk) live heute Brauhaus Südstern