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Archiv-Artikel

Forschen wie die Großen

Sachkunde klingt zwar dröge, kann aber total spannend sein – und zwar nicht nur im „Universum“. An der Uni wurde jetzt mit Wasser experimetiert, auf dass die kindliche Neugier befriedigt werde

Von ado

Wusstest du, dass Pfeffer Angst vor Spülmittel hat?“ Katharina, Selma, Eugenia und Christine sind ein gutes Team. Während Katharina die Beschreibung eines Experiments mit Wasser, Pfeffer und Spüli vorliest suchen die anderen die nötigen Gerätschaften für den Versuch zusammen. Eugenia füllt ein Glas mit Wasser, Christine streut gemalenen Pfeffer dazu. Der schwimmt zunächst an der Oberfläche, doch dann nimmt Selma ein Streichholz, dippt es in ein Petrischälchen mit Spüli und tunkt es in das Wasserglas. Sofort schwimmt das Pfefferpulver an den Rand oder geht im Wasser unter. Die Beobachtung wird sogleich notiert, und Katharina hat auch schon eine Idee, wie man das Phänomen erklären kann. „Das Wasser hat eine Haut und das Spüli macht sie kaputt,“ stellt sie ihre Vermutung in die Runde. Ob das stimmt, wird natürlich überprüft. Für den Kontrollversuch wird ein weiteres Streichholz, diesmal ohne Spüli, ins Pfefferwasser gehalten. Nichts passiert, Katharinas Hypothese war richtig. Vier Mädchen sind um die neun Jahre alt und gehen zusammen in die 3b der Grundschule Rönnebeck. Heute lernen sie allerdings nicht im Klassenzimmer sondern an der Uni Bremen. „Wasser, ein spannendes Nass“ heißt das Projekt, das die Hochschullehrer Brunhilde Marquardt-Mau und Michael Haag zusammen mit Studierenden des Grundschullehramts Sachunterricht entwickelt haben. In drei Labors haben sie kleine Experimente rund ums Thema Wasser vorbereitet. Nun werden sie von den kleinen Forscherinnen und Forschern nachvollzogen – unterstützt von studentischen „Scouts“.

Die Idee zu dieser „Kinder-Uni“ ist vor dem Hintergrund der IGLU-E Studie zu den naturwissenschaftlichen Kompetenzen von Grundschülern entstanden. Die Studie stellte fest, dass immerhin 16 Prozent der deutschen Grundschüler am Ende der vierten Klasse noch nicht über den naturwissenschaftlichen Kenntnissstand eines durchschnittlichen Vorschülers hinausgekommen sind. Das, so Marquardt-Mau, sei ja kaum die Schuld der Kinder, vielmehr hapere es vielerorts an der Qualität des Sachunterrichts. „Grundschullehrer haben oft ein Naturwissenschafts-Trauma aus ihrer eigenen Schulzeit.“ In deren Sachunterricht komme dann hauptsächlich Geografie und Geschichte, und falls Naturwissenschaft, meistens Biologie dran. Um dieser einseitigen Orientierung entgegenzuwirken, steht kindgerechtes Experimentieren ganz oben auf dem Studienplan der Bremer GrundschullehrerInnen. Das Wasserlabor etwa haben sie sich während eines Seminars im letzten Semester ausgedacht. „Sowas lernt man nicht theoretisch, die Kompetenz kommt durchs Machen.“ erklärt Dozent Maas die Idee des Projekts.

Und so haben alle etwas davon. Die Studierenden, die Erfahrung für das Lehrerdasein sammeln, und die Kids, denen das ganze einen Riesenspaß macht. „Ihr seid cool. Wir wünschen Euch, dass Ihr später mal ganz tolle Lehrer werdet.“ schreibt eine neunjährige Teilnehmerin in den Fragebogen, in dem die Studis um Rückmeldung von den Kindern bitten.

Als endlich alle Versuche durchgeführt, alle Beobachtungen und Theorien aufgeschrieben sind, darf auch die abschließenden Wissenschaftlerkonferenz nicht fehlen. Juniorforscher Mike klettert aufs Rednerpult und präsentiert seine Ergebnisse. „Meine Vermutung war, dass Wasser und Erde Matschepampe gibt – und die hat gestimmt.“ berichtet er seinen Forscherkollegen, die dann ihre eigenen Resultate beitragen. Professorin Marquardt-Mau ist zufrieden. Eine Hypothese formuliert, ein Experiment gemacht, die Beobachtung erklärt und das Ergebnis mit Kollegen besprochen – wie richtige Wissenschaftler hätten sie gearbeitet, lobt sie die Kinder. Die haben mittlerweile immerhin ein wenig Gefallen am Forscherjob gefunden. Marvin, neun Jahre alt, meint: „Wenn’s nix anderes gibt, werd’ ich halt Wissenschaftler.“ ado