: Klaus Landowsky spricht sich frei
Der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende und Chef der Berlin Hyp gibt sich im Untersuchungsausschuss zum Bankenskandal redselig. Nur von einer persönlichen Schuld an der Milliardenaffäre will er weiter nichts wissen
Bei aller Anspannung vor dem Banken-Untersuchungsausschuss – eines scheint Klaus Landowsky sichtlich zu genießen: wieder im Abgeordnetenhaus zu sein und öffentliche Reden zu schwingen. Der langjährige CDU-Fraktionsvorsitzende und Chef der Berlin Hyp, der Hypothekenbank im Konzern Bankgesellschaft, gab sich gestern redselig und auskunftsfreudig, mitunter angriffslustig.
Landowsky, eine der zentralen Figuren im milliardenschweren Bankenskandal, redet länger als vier Stunden, und den Zuhörer beschleicht manchmal das Gefühl, er redee viel, um wenig zu sagen. Erst auf Nachfragen werden zentrale Aussagen deutlich. Das risikoreiche Immobilienfondsgeschäft der Banktochter IBG hat Landowsky in seiner Eigenschaft als IBG-Aufsichtsratsmitglied unterstützt – trotz Bedenken, die auch im Aufsichtsrat diskutiert wurden. „Ein bisschen schwanger geht nicht“, argumentiert Landowsky. Entweder man unterstütze ein Produkt, oder man lasse es.
Das Produkt, das waren die bundesweit einmaligen Immobilienfonds der Bank. Die ab Mitte der 90er-Jahre aufgelegten Fonds gingen weg wie warme Semmeln, weil sie den Anlegern marktunübliche Garantien boten. Auch die Berlin Hyp habe ein Interesse gehabt, diese Fonds zu vertreiben, so Landowsky. „Ich wollte damit Geld verdienen für unser Haus.“ Schließlich winkten Vertriebsprovisionen. Risiken hätte der Produktentwickler, die Landesbank, im Blick haben müssen.
Dass im IBG-Aufsichtsrat die Risiken der Fonds Thema waren, ficht Landowsky nicht an. Irgendwann müsse man entscheiden, und er habe sich als Aufsichtsratsmitglied auf die Aussagen von Verantwortlichen, Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern verlassen müssen. Noch 1998 sei ein Gutachten der Unternehmensberatungsgesellschaft McKinsey zu dem Schluss gekommen, das Fondsgeschäft fortzusetzen.
Im Untersuchungsausschuss stieß diese Haltung auf deutliche Kritik. „Die Risiken traten 1996/97 offenkundig zutage“, so der Ausschussvorsitzende Frank Zimmermann (SPD). Spätestens 1997 hätte der Stecker gezogen werden müssen, dann wäre das Schlimmste vielleicht verhindert worden. Dass dies nicht geschehen sei, dafür trage Landowsky eine Mitverantwortung.
Als IBG-Aufsichtsrat habe Landowsky eine besondere Verantwortung, sagte die Grünen-Abgeordnete Barbara Oesterheld. Und Michail Nelken (PDS) betonte, entgegen den Äußerungen Landowskys seien wenig werthaltige Immobilien in die Fonds verlagert worden.
Die verlustreichen Fondsgeschäfte hatten die mehrheitlich landeseigene Bankgesellschaft an den Rand des Ruins gebracht. Das Land Berlin sprang mit Milliardenhilfen ein.
RICHARD ROTHER