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Archiv-Artikel

Der leise Rebell bewahrt das Erbe

Mit dem Wahlsieg tritt Regierungschef Althaus aus dem Schatten seines Vorgängers

ERFURT afp ■ Mit dem gestrigen Wahlergebnis hat Dieter Althaus (CDU) die Zweifler wohl eines Besseren belehrt. Als der Thüringer Minisiterpräsident vor einem Jahr das Erbe seines politischen Ziehvaters Bernhard Vogel antrat, stand der heute 45-Jährige noch ganz im Schatten des altgedienten Landesvaters und galt als „Kronprinz auf Abruf“.

Über die Thüringer Landesgrenzen hinaus war er kaum bekannt. Doch nach dem Amtswechsel katapultierte sich der als still und bescheiden geltende Politiker bundesweit ins Rampenlicht und setzte durch eine Vielzahl von Wortmeldungen Akzente, die nicht immer im Einklang mit der eigenen Parteiführung standen.

Der Thüringer mit der jungenhaften Ausstrahlung mauserte sich zum ausdauernden Polittalker in Fernsehrunden. Er mahnte Kompromisse mit Rot-Grün an und scherte auch beim Thema Arbeitsmarktpolitik und Ostförderung mit seiner Meinung aus – freilich ohne die offene Konfrontation mit der Unionsführung zu suchen. Der leise Rebell liebt es eben doch harmonisch.

Auch zu DDR-Zeiten war Althaus kein Querdenker. Nach dem Studium arbeitete der Katholik aus dem Eichsfeld, der 1985 in die damalige DDR-Blockpartei CDU eintrat, zunächst als Lehrer für Mathematik und Physik in seinem Heimatkreis in Nordthüringen. Im Wendeherbst 1989 beteiligte er sich dort aktiv an den Montagsdemonstrationen. Schon kurz darauf wurde er zum Kreisschulrat und später zum Schuldezernenten ernannt. Wiederholt wies Althaus den Vorwurf der Systemnähe in der DDR im Zusammenhang mit Berichten über die Auszeichnung mit einer Verdienstmedaille einer Jugendorganisation zurück. Er habe die ihm angetragene Medaille nicht angenommen, erklärte er stets.

Seine politische Karriere blieb davon jedenfalls ungetrübt. 1990 zog Althaus als Abgeordneter in den Thüringer Landtag ein. Bereits zwei Jahre später holte ihn Bernhard Vogel als Kultusminister in sein Kabinett. Sieben Jahre blieb der zweifache Familienvater Chef des Bildungsressorts und befasste sich vor allem mit der Umstrukturierung im Schulwesen. Nach dem überlegenen Wahlsieg der CDU, die im September 1999 die absolute Mehrheit erzielte, wechselte Althaus an die Spitze der CDU-Fraktion und übernahm etwa ein Jahr darauf auch den Landesvorsitz. Damit sicherte sich der aktive Freizeitfußballer, der auch Ski und Motorrad fährt, seine Ausgangsposition für die Nachfolge Vogels als Ministerpräsident.