Städte geben Konzernen contra

Kommunale Versorger planen den Bau eines Großkraftwerks, um sich unabhängiger von Strompreisschwankungen zu machen. Als möglicher Standort ist Hamm im Gespräch

VON ELMAR KOK

Möglicherweise steht eines der ersten neuen Großkraftwerke Nordrhein-Westfalens bald in Hamm. Die Firma Trianel GmbH plant, in Nordrhein-Westfalen ein 400 Megawatt Gas- und Dampfkraftwerk zu bauen. An der Trianel sind 24 kommunale Versorger, beispielsweise die Stadtwerke Bochum beteiligt. Mit dem Kraftwerk wollen sich Stadtwerke und die Kommunen, die an der Gesellschaft beteiligtsind, unabhängiger von den Energiekonzernen und vom Strompreis machen. Nächste Woche soll in Hamm über die Kraftwerksansiedung entscheidend verhandelt werden.

Auf dem Strommarkt werden die Preise zukünftig nur nach oben gehen, darin sind sich die Experten einig. Deshalb wollen sich Stadtwerker mit dem Bau eines eigenen Strom erzeugenden Kraftwerks von den Stromlieferanten unabhängig machen. „Es besteht die Hoffnung, dass ein Teil des Stroms, den wir benötigen, zukünftig selbst hergestellt werden kann“, sagt Jürgen Bockermann von den Stadtwerken Unna. Bislang ist Trianel für die städtischen Energieunternehmen nur Stromhändler, nicht Produzent. Das geplante Kraftwerk muss bis 2007 in Betrieb gehen, damit es von der Ökosteuer befreit wird. Vorgesehen ist das für hocheffiziente Kraftwerke, die mindestens 57,5 Prozent des Gases in Strom umwandeln können.

Auch die Städte Münster, Hamm, Lünen, Herten, Unna und Soest wollen sich am Kraftwerksneubau beteiligen. Sie sind an der Energiehandelsgesellschaft West (EHW) beteiligt. Christian Krüger, Jurist der EHW, sagt: „Das ist ein sehr interessantes Projekt, um als kommunales Unternehmen unabhängig von den großen Unternehmen Strom produzieren zu können.“ Der Neubau wird rund 220 Millionen Euro kosten, momentan laufen die Verhandlungen über die Finanzierung. Durchaus möglich, dass sich am Bau des Werkes noch andere beteiligen. „Das können auch andere Stadtwerke sein, die noch nicht an der Trianel beteiligt sind“, sagt Krüger.

Zurzeit laufen Verhandlungen mit Gasversorgern über zukünftige Lieferkonditionen, sagt Denise Matthée, Sprecherin der Trianel. Diese Lieferungen könnten Hamm als Standort des Kraftwerks noch verhindern, denn dort gibt es bisher noch keine ausreichende Anbindung an ein Gashochdrucknetz, das für das Kraftwerk erforderlich ist. Für die Ansiedlung in Hamm spreche aber, dass das Planungsrecht eine schnelle Genehmigung vermuten lasse, wie Trianel Geschäftsführer Christian Becker sagt. Die Akteure der Hammer Wirtschaftsförderung jedenfalls verhandeln weiter: „Zum aktuellen Stand möchte ich nichts sagen, um die Ergebnisse nicht zu gefährden“, sagt deren Sprecher Berthold Rinsche.