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Archiv-Artikel

Mönckebergstraße wird drei Jahre zur Baustelle

Wandernde Baugruben für U4 im Einkaufsviertel. Linie 3 wird am Rathaus unterbrochen. Fahrgastzahlen ungewiss. GAL: Pläne riskant und teuer

Die Hochbahn (HHA) hat gestern erläutert, wie sie die neue U-Bahnlinie 4 in der Innenstadt bauen will. Demnach wird die Mönckebergstraße für drei Jahre zur Baustelle. Die Geschäftsleute, die, wenn es um ihren Umsatz geht, schon mal die Einschränkung des Demonstrationsrechts fordern, werden mit Staub, Lärm und Baugruben vor ihren Schaufenstern leben müssen. Die GAL kritisierte die Pläne gestern als riskant und teuer. Wenn die Kosten-Nutzen-Rechnung, welche die Grundlage für eine Förderung durch den Bund ist, nach zwei Jahren immer noch nicht fertig sei, warnte der Abgeordnete Jörg Lühmann, „dann weiß man doch, dass das Geld aus Berlin nie kommen wird.“

Die neue U-Bahnlinie soll einmal von Steilshoop in die Hafencity und in ferner Zukunft vielleicht nach Harburg führen. Zurzeit wird der Ast in die Hafencity geplant. Das Planfeststellungsverfahren dazu soll in einem Jahr beantragt, der Bau im Januar 2007 begonnen werden. Senat und Hochbahn haben sich entschieden, die U4 unterirdisch in die Hafencity fahren zu lassen. Eine Hochbahn, die wasserseitig um den Kaispeicher A geführt werden müsste, komme aus städtebaulichen Gründen nicht in Betracht und wegen der teuren Sicherung gegen den Anprall von Schiffen, so der Senat.

Die U-Lösung setzt voraus, dass die U4 in Höhe des Möncke-Brunnens das Gleis der U3 verlässt, um in die Tiefe zu rauschen. Im U-Bahnhof Rathausmarkt wird die U4 unter der U3 halten. Von dort aus wird sie unter den Hochwasserschutzanlagen hindurch in die Hafencity abtauchen. Der U-Bahnhof im Überseequartier wird mehr als 30 Meter tief liegen. 2011 würde Hochbahn-Chef Günter Elste die Strecke gerne eröffnen.

Um die empfindlichen Einzelhändler der Mö zu schonen, will die Hochbahn mit wandernden, gedeckelten Baugruben arbeiten. Hierbei sollen halbseitig 60 Meter lange Straßenabschnitte aufgegraben werden, um Spundwände zu setzen. Nach einer Woche soll ein Deckel auf die Grube kommen, über den Fußgänger spazieren und Autos fahren können. Danach werde nur noch unterirdisch ausgeschachtet. Allerdings müsse die U3 drei Jahre lang am Rathausmarkt unterbrochen werden. „Die Fahrgäste werden sich sehr schnell umorientieren“, vermutete Elste.

Ob die Kosten-Nutzen-Rechnung für die neue Linie günstig ausfällt, kümmert die Hochbahn wenig. Elste: „Das tangiert uns nur mittelbar. Diese Maßnahme ist irreversibel.“ In den Worten von Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU): „Ohne U4 gibt es keine Hafencity.“

Eine Haltung die Lühmann auf die Palme bringt: Mit einer Stadtbahn ließe sich für das gleiche Geld eine viel größere Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs erzielen, meint er. Er kriege die „kalte Wut“, wenn die CDU bei der Haushaltsdebatte Krokodilstränen vergieße und für die U-Bahn das Geld zum Fenster hinauszuwerfe.

Sein Fraktionskollege Claudius Lieven wundert sich, weshalb der Senat plötzlich 45.000 Arbeitsplätze in der Hafencity entstehen sieht, statt wie bisher 22.000. Das leite sich „aus einem der derzeitigen Marktlage angepassten Flächenschlüssel pro Beschäftigten ab“, schrieb ihm der Senat. „Es scheint so, als ob die Datengrundlage des seit zwei Jahren andauernden Prüfungsverfahrens geändert wurde, um die Rentabilität der U4 auf dem Papier zu verbessern“, vermutet Lieven. Gernot Knödler