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Archiv-Artikel

Buchstabenmonopoly: Telekom kämpft ums T

Der Bonner Konzern verklagt eine Berliner IT-Agentur, weil sie den Buchstaben im weiß-roten Firmenlogo trägt

BERLIN taz ■ Die Domains t-beutel.de und t-wurst.de gehören schon der Telekom. Auf „schwarze Seiten“ erhebt sie ebenso Anspruch wie auf die Farbe Magenta. So verwundert es nicht, dass der Ex-Monopolist erneut versucht, den Buchstaben T für sich zu monopolisieren. Diesmal hat es die Firma Team-Konzept erwischt, eine Agentur für neue Medien aus Berlin.

Der Fehler der Kreuzberger: ihr Logo. Das besteht aus einem abgerundeten roten Quadrat, auf dem sich links oben ein weißes T befindet. Verwechslungsgefahr, Ausnutzung der großen Bekanntheit des Telekom-T, schimpft der rosa Riese über den roten Zwerg. Und klagt.

Der Behauptung, die Logos seien „in einer an die Identität hinreichenden Weise ähnlich“, schloss sich das Landgericht Köln nicht an. Schließlich benutzt die Telekom nicht Rot und Weiß, sondern Magenta und Grau, ist das Telekom-T eines mit Serifen, besteht das Team-Konzept-T nur aus zwei Strichen. Außerdem kombiniert die Telekom das T mit Quadraten, den Digits. „Erst der Mix aus allen drei Elementen – Farbe, Buchstabe und Digits – ergibt das Markenbild der Telekom“, meint Rainer Jacobs, Anwalt von Team-Konzept.

Das Gericht denkt aber anders: Wenn ein großer Teil der Bevölkerung allein mit dem reinen Buchstaben „t“ bereits die Telekom verbinde, dann könnten die Unterlassungsansprüche gegen Team Konzept bestehen. Diese Frage müsste ein Gutachten klären, das, so die Schätzung des Gerichts, mindestens 30.000 Euro kosten wird – ziemlich viel für eine Firma mit 20 Mitarbeitern und 1,5 Millionen Euro Jahresumsatz. Zwr müsste die Telekom die Kosten vorschießen, doch endgültig zahlt der Verlierer des Prozesses.

Dieses Risiko dürfte sich für Team-Konzept täglich erhöhen, begann die Telekom erst gestern mit einer Image-Kampagne: „Das T wird zum Gütesiegel für Qualität.“ Die Telekom sieht ob dieses Einsatzes zum Aufbau ihrer Marke „T“ den Prozess als Präzedenzfall. Fünfzehn bis zwanzig weitere Firmen, schätzt Team-Konzept, wären von einem Urteil betroffen. Bis Mitte August haben Telekom und Team-Konzept nun Zeit, sich gütlich zu einigen. Sprich: Die Berliner sollen bis dahin ihr Logo ändern.

Soweit muss es aber vielleicht gar nicht kommen. In Internetforen wird bereits über ein Spendenkonto nachgedacht. Sollte so genug Geld für das Gutachten zusammenkommen, könnte es der Telekom womöglich genauso gehen wie im letzten Prozess um die Farbe Magenta: Sie hat ihn verloren. MATTHIAS SPITTMANN