: Algen vom Strahl gedüngt
Allermöher Eichbaumsee ist wie schon im Vorjahr für Badegäste gesperrt. Umweltbehörde sagt, dass der Harndrang schuld an allem ist
Wie auch schon in der vergangenen Saison, hat das Bezirksamt Bergedorf ein Badeverbot für den Eichbaumsee ausgesprochen. Der See im Stadtteil Allermöhe ist seit dem 9. Juli mit einer wogenden Blaualgenschicht bedeckt. Die Sichttiefe betrage nur wenige Zentimeter, sagt der Sprecher des Bezirksamtes Otto Steigleder. Ertrinkende Badende würden in dem trüben Wasser unbemerkt bleiben. Zudem riskierten Badende Hautreizungen.
Ursache für den Blaualgenteppich ist der hohe Gehalt der Planzennährstoffe Phosphor, Stickstoff und Kalium in dem Wasser des Sees. Sie sind wirksame Bestandteile von Düngemitteln, die auf den angrenzenden Gartenbauflächen angewandt werden. „Die Überdüngung des Wassers hat nichts mit der Landwirtschaft zu tun“, wehrte der Pressesprecher des Amtes für Umweltsschutz, Volker Dumann, gestern ab. Dumann zieht die Badenden zur Verantwortung: „Viele der Gäste urinieren in das Wasser. Und sie waschen ihr schmutziges Geschirr darin,“ sagt Dumann. Eine weitere Ursache kennt der Leiter des Fachamtes für Gewässer- und Bodenschutz Heinz-Jürgen Hohlt: Auf dem Grund des Eichbaumsees lägen versteinerte Bäume. „Sie wurden entwurzelt, als der See künstlich von der alten Dove-Elbe abgetrennt wurde“, so Hohlt.
Der Mitarbeiter des NABU-Landesverbandes, Sven Baumung, schüttelt über die Erklärungsversuche der Behörde für Umwelt und Gesundheit den Kopf. Die Ursachen für die Überdüngung der Landschaft seien vielschichtig. Aber die Herde ließen sich klar benennen: „Das sind vor allem der Autoverkehr und die Düngung“, sagt Baumung. Aufgabe der Politiker sei es, Anreize für eine ökologische Landwirtschaft zu schaffen und die Produktion von alternativen Verkehrsmitteln zu fördern.
Die von der Behörde geplanten Maßnahmen zur Behebung des Algenwachstums im Eichbaumsee hält Baumung dagegen für bedenklich: Noch in diesem Jahr soll dem Wasser Aluminium-Sulphat zugeführt werden. Die schwer lösliche Verbindung mit den Phosphaten setzt sich auf dem Grund des Sees ab. Tiere und Pflanzen würden dabei nicht gefährdet, versichert Dumann. Das Sarnierungsprojekt des Badesees finanziert die Behörde mit 100.000 Euro. Vorversuche, wie der See die Salze verkraftet, haben bereits begonnen. ull