: 2004: Das Jahr der Solarwirtschaft
Während im Saarland die Montage der weltgrößten Solaranlage begann, wurde in Berlin die „Marktanalyse 2004“ veröffentlicht. Ihr Tenor: Dieses Jahr wird es mehr Neueinstellungen und ein nie gekanntes Wachstum geben
AUS BERLIN NICK REIMER
Am 1. August soll alles vorbei sein. Der Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat beendete letzte Woche das einjährige Gezerre um die Neufassung des EEG, des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Während die Windmüller die Einigung als „trauriges Vermittlungsergebnis“ bezeichneten, der Bundesverband Erneuerbare Energie „noch mehr Einschnitte“ sieht, der Fachverband Biogas die Haltung der unionsgeführten Länder „nicht versteht“, hört man von einer Branche gar nichts: der Solarwirtschaft.
Kein Wunder: Der deutschen Solarindustrie geht es blendend. „Die Attraktivität und Rentabilität von Photovoltaikanlagen ist deutlich gestiegen“, heißt es in der gestern vorgestellten „Marktanalyse 2004“. Tenor der vom Bonner Europressedienst veröffentlichten Untersuchung: Drei Viertel der befragten Unternehmen – Installateure und Hersteller – sind mit dem gesetzlichen Rahmen zufrieden. 2004 wird das bisher stärkste Wachstumsjahr des Solarstrommarktes. Und: Zu den 12.000 Jobs (Ende 2003) kommen 4.000 weitere in diesem Jahr hinzu.
Bereits der Ende Mai von der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft vorgelegte „Industriereport“ meldete glänzende Zahlen. So wurden 2003 in Deutschland Module mit einer Leistung von insgesamt 83 Megawatt hergestellt – mehr als eine Verdopplung gegenüber 2002. Der Branchenumsatz wuchs um 55 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro – einzigartige Zuwachsraten in der deutschen Wirtschaft.
Das war nicht unbedingt zu erwarten: Das 100.000-Dächer-Programm – wichtigstes Förderinstrument – lief vor einem Jahr aus. Ersatz sollte das neue EEG schaffen – jenes, das bis heute diskutiert wird. Es war schließlich ein Vorschaltgesetz, das der Branche Planungssicherheit gab: Seit 1. Januar wird Solarstrom mit bis zu 62,4 Cent je Kilowattstunde vergütet.
Über 95 Prozent der Hersteller und immerhin fast 68 Prozent der Installateure rechnen damit, dass der Markt dank dieser Regelung weiter wachsen wird, so die Marktanalyse 2004. Derzeit sei die Nachfrage größer als das Angebot, „was zur Folge hat, dass einige Hersteller die Preise angehoben haben“. Zellenfabrikanten hätten entsprechend reagiert und die Kapazitäten ausgebaut. Und das, so konstatiert die Marktanalyse, obwohl nach Auslaufen des 100.000-Dächer-Programms „eine große Verunsicherung im Markt zu spüren war“.
Schnee von gestern. Während sich die anderen regenerativen Stromproduzenten auf die neuen EEG-Regelungen erst noch einstellen müssen, öffnete die Solarwirtschaft gestern das Tor zu einer neuen Dimension. In Göttelborn, nördlich von Saarbrücken, wurden die ersten Zellen des weltgrößten Solarkraftwerkes montiert – von Stefan Mörsdorf, dem saarländischen CDU-Umweltminister. Auf einer Fläche von 20 Fußballfeldern sollen 50.000 Module montiert werden. Die 8,2-Megawatt-Anlage dürfte eher ans Netz gehen als das neue EEG – falls weiterer Streit sein Inkrafttreten noch ein bisschen verzögert.