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KMK: Standards hinter den Türen

Die neuen Bildungsstandards sollen die deutsche Schule revolutionieren, genauer: den Lernprozess dort. Am Montag ließ die KMK nun den Verbänden und Interessengruppen Gelegenheit, sich bei einer Anhörung zu den Standardentwürfen zu äußern. Was sonst bei Anhörungen selbstverständlich ist, gilt nicht für die Kultusminister der 16 Bundsländer: Sie veranstalteten eine Geheimsitzung. Als dürfe niemand wissen, worum es geht.

Die taz hatte dennoch eine Maus in die Anhörung gesandt, die nun zu berichten weiß, dass die KMK-Standards nicht mehr so positiv aufgenommen wurden wie noch vor kurzem. Der Tenor der Anhörung war: Das ist eine Alibiveranstaltung, eine echte Beteiligung ist nicht gefragt. Die Minister wollen zeigen, dass sie nach den internationalen Schuluntersuchungen etwas unternehmen – deswegen muss es nun schnell gehen.

Kritik gab es unter anderem am fehlenden Projektmanagement. Es sei nicht klar, wann die Standards kommen, wie sie umgesetzt werden und wie sich LehrerInnen fortbilden können. Auch fehle ein theoretischer Überbau, der deutlich mache, wozu die Standards und vor allem deren regelmäßige Überprüfung genutzt werden sollten. Die fundamentalste Kritik trug Marianne Demmer für die GEW vor. (Siehe Interview links)

Welche Standards gibt es? Im Mathematikunterricht in der vierten Klasse haben die Kultusminister als Lernziel vorgeschlagen: Viertklässler sollen ausrechnen können, wie viel Liter Wasser sie täglich verbrauchen. Außerdem müssen sie sich der Frage stellen, wie viel Liter in drei Wochen verloren gegangen sind, wenn man einen 5-Liter Eimer unter einen tropfenden Hahn stellt und der nach sechs Stunden voll ist. Na?

Im Deutschunterricht wird Viertklässlern abverlangt: Sie sollten in Deutsch Sachtexte selbstständig lesen und wiedergeben können. Zudem müssten sie in der Lage sein, vor der Klasse einen Vortrag über die Lebensgewohnheiten und Haltung von Meerschweinchen zu halten.

Von Hauptschülern der neunten Klasse wird gefordert, dass sie bestimmen können, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, eine Ballonfahrt zu gewinnen bei einem Glücksradspiel mit zwei Rädern. Zu allgemeinen Kompetenzen zählt auch die Fähigkeit, die Kosten für ein Handytelefonat auszurechnen. Die Standards für Fremdsprachen zu erfüllen dürfte keine große Hürde sein: Die HauptschülerInnen sollen Wendungen und Worte verstehen, die sie und ihren Alltag betreffen – sofern sie nur deutlich und langsam genug gesprochen werden. CIF, ALE

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