connex will nach berlin : Auch Billiganbieter haben ihren Preis
Die BVG ist teuer. Zu teuer. Für das Land. Und für die Fahrgäste. Im Vergleich mit dem Bundesschnitt 30 Prozent zu viele Mitarbeiter, 30 Prozent zu hohe Löhne. Das ist nicht die Schuld der Bus- und Bahnfahrer. Die machen auf den Straßen täglich ihren Job, manche mehr, manche weniger gut. Lohnniveau und Personalzahl waren über Jahrzehnte politisch gewollt.
KOMMENTAR VON STEFAN ALBERTI
Connex wäre billig. Für das Land, das der BVG jährlich hunderte Millionen Zuschüsse zahlt. Und für die Fahrgäste, die möglicherweise günstiger unterwegs wären. Für die Mitarbeiter aber wäre die Firma zu billig. Wenn Connex auch in Berlin bei Bussen, Trams und U-Bahnen einsteigt, würden die BVGler deutlich kürzer treten müssen. Wie zuvor ihre Kollegen in Nordrhein-Westfalen.
Nicht das Problem der Fahrgäste. Wirklich nicht? Denn es stellt sich die Frage: Welchen Preis dürfen billigere Fahrkarten und geringere Zuschüsse für die BVG haben? Günstig in Bussen und Bahnen zu fahren, die von Niedriglöhnern gesteuert werden – hat das nicht etwas davon, billigen, aber unfair gehandelten Kaffee zu trinken? Oder davon, den kleinen Krämerladen um die Ecke ach so nett zu finden, aber die Großeinkäufe doch beim Discounter mit der unterbezahlten Kassiererin zu erledigen?
So lässt sich das Connex-Interesse in zwei Richtungen bebildern: Krake Connex streckt die Arme aus. Oder: Privater macht BVG Dampf unterm Hintern. Auch der Grünen-Verkehrsexperte Cramer kann keine Lösung frei Haus liefern. Ja sagt er zu mehr Wettbewerb, Nein zu Dumpinglöhnen. Bloß: Wo hört eine vertretbare Lohnkürzung über den Wettbewerb auf, und wo fangen Dumpinglöhne an? Klar ist nur: Die radikalen Lösungen sind zwar die einfachsten, aber mit Sicherheit die schlechtesten.