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Archiv-Artikel

Umstrittene Brücke über den Fehmarnbelt

Minister aus Deutschland und Dänemark unterzeichnen ein Abkommen. Umweltschützer sind gegen den Bau

BERLIN/KOPENHAGEN taz ■ 2015 soll sie fertig sein, die Brücke zwischen Deutschland und Dänemark über die Ostsee und den 19 Kilometer breiten Fehmarnbelt. Vor allem auf der dänischen Seite werden Pläne geschmiedet. In Berlin sieht man das Thema zwar etwas zurückhaltender, dennoch unterzeichneten Verkehrsminister Stolpe und sein Amtskollege Flemming Hansen gestern eine Absichtserklärung für den Bau.

Mittlerweile hat auch die EU-Kommission zugesagt, sich mit bis zu 20 Prozent an den Projektkosten in Höhe von 4,3 Milliarden Euro zu beteiligen. Zur Finanzierung hat Dänemark das gleiche Modell ins Gespräch gebracht, mit dem bereits die Öresundverbindung nach Schweden erstellt wurde. Den Bau übernehmen private Investoren, denen das Risiko über staatlich garantierte Darlehen abgenommen wird. Über eine Festschreibung des derzeit niedrigen Zinsniveaus könnten nach optimistischer Planung Benutzergebühren den Bau binnen 30 Jahren abbezahlt haben.

Bleibt die Frage der Anschlussinvestitionen in die Infrastruktur, die auf beiden Seiten je 1 Milliarde Euro kosten dürften und aus der Staatskasse finanziert werden müssten. Nach Berechnungen des BUND, der von einer „Versenkung von Steuermilliarden“ sprach und die Pläne als „groß, teuer und wenig durchdacht“ ablehnte, könnten alle Schienen- und Straßenneubauprojekte in Schleswig-Holstein in den kommenden 30 Jahren dadurch finanziert werden.

Das Projekt gilt als ökologisch fragwürdig. Umweltschützer befürchten eine Veränderung der Strömungsverhältnisse durch die Brückenpfeiler und damit die Beeinträchtigung des Zuflusses sauerstoff- und salzreichen Wassers aus der Nordsee.

Auch für die Schifffahrt entstünden neue Risiken: Die Brückenpfeiler verengen das viel befahrene Fahrwasser. Das könnte zu Kollisionen führen. Gesamtwirtschaftlich könnte das Projekt von vornherein unrentabel sein. Seit die Fährschiffe zwischen Puttgarden und Rødby modernisiert wurden und im Halbstundentakt verkehren, sind die Wartezeiten in der Hauptferienzeit weggefallen. Eine Brücke würde für Auto- und Personenzugverkehr eine Ersparnis von lediglich rund einer halben Stunde bringen. Laut dem deutschen Verbraucherverband „Pro Bahn“ wäre eine Reisezeit von rund 3 Stunden für Fernzüge auf der Strecke Hamburg–Kopenhagen auch mit einem Streckenausbau und neuer Schnellfähre für lediglich 400 Millionen Euro zu haben.

REINHARD WOLFF