: Souverän und konsequent
Der ehemalige Widerstandskämpfer Heinz Humbach ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Bis zuletzt klärte er über die NS-Vergangenheit auf und warnte vor neuen rechtsextremen Gefahren. Ein Nachrufvon Werner Jung
Vor vierzehn Tagen rief mich Heinz Humbach an. Mit ruhiger Stimme teilte er mir mit, dass auch das neue Medikament, das er versuchsweise gegen seine Krebserkrankung genommen hat, nichts erbracht hätte und das Ende nun irgendwann absehbar sei. Und dann fragte er mich – als ordentlicher Mensch, der er war – ob seine Trauerfeier denn im EL-DE-Haus stattfinden könne. Erklärend wies er darauf hin, dass ihn die Verfolgung und die Todesangst, die er unter dem NS-Regime erleiden musste, gelehrt hätten, die Dinge realistisch zu betrachten. Ich war baff. Nach mehr als einer Schrecksekunde sagte ich natürlich ja.
So wie in seinem gesamten Leben ist er mit seiner Krankheit und letztlich seinem Tod umgegangen. Es war typisch Heinz: Souverän und konsequent im Umgang mit sich und anderen und den Zielen, die ihm wichtig waren. Am vergangenen Sonntag ist Heinz Humbach im Alter von 75 Jahren gestorben.
Der in Köln geborene Sohn aus einer kommunistischen Arbeiterfamilie beteiligte sich als Jugendlicher gemeinsam mit seinen Eltern aktiv an der größten Kölner Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime, dem Nationalkomitee Freies Deutschland. Der Treffpunkt der Gruppe war die Wohnung der Familie Humbach auf dem Sülzgürtel 8. Am 24. November 1944 wurde Humbach zusammen mit anderen Mitgliedern der Gruppe verhaftet und im Gestapo-Sondergefängnis in Brauweiler inhaftiert. Nur dem raschen Vordringen der amerikanischen Truppen war es verdanken, dass er seiner Hinrichtung entrinnen konnte.
Nach 1945 war er zunächst als Montagearbeiter bei Ford, dann als kaufmännischer Angestellter in einer Papiergroßhandlung und später bei einer Mineralölfirma beschäftigt sowie als freier Journalist tätig. Politisch engagierte er sich in der KPD, nach deren Verbot in der DKP, und stieg zum Bezirksvorsitzenden auf. In den 50er und 60er Jahren war er aus politischen Gründen insgesamt 23 Monate inhaftiert. 1991 trat er aus der DKP aus, als Kritik an der mangelnden Erneuerungsfähigkeit der Partei.
Heinz Humbach haben die Erlebnisse in der NS-Zeit wesentlich geprägt. Es war ihm ein besonderes Anliegen, über die Vergangenheit aufzuklären und vor neuen rechtsextremen Gefahren zu warnen. So engagierte er sich lange in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN).
Er war wesentlich am Aufbau des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln beteiligt und hat selbst häufig in Schulen über die Zeit des NS-Regimes gesprochen. Er gehörte zu den Gründern des „Vereins EL-DE-Haus“ und war seit Anbeginn bis zuletzt im Vorstand. Als langjähriges Mitglied der „Projektgruppe Messelager“ hatte er einen wichtigen Anteil an der Einrichtung des Besuchsprogramms der Stadt für ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge. Darüber hinaus spielte er in Köln über lange Jahre eine prägende Rolle im Bündnis gegen Rechtsextremismus und in der Friedensbewegung. Viele gemeinsame Aufrufe der Initiativen stammten aus seiner Feder.
Heinz Humbach konnte dabei nicht allein seine eigenen Erfahrungen, sondern auch ein fundiertes Wissen mit einbringen. Er sprudelte geradezu vor kreativen Vorschlägen zu Veranstaltungen und Projekten. Ein besonderes Talent hatte er dabei entwickelt, Menschen verschiedener politischer und weltanschaulicher Richtungen zusammenzuführen.
Diejenigen, die Heinz Humbach kannten, haben einen guten Freund verloren, an den sie sich auch wegen seines warmherzigen menschlichen Umgangs stets gerne erinnern werden. Wie von ihm gewünscht, findet die Trauerfeier am kommenden Freitag um 18 Uhr im EL-DE-Haus statt. Zudem hat er anstelle von Kränzen etc. um Spenden für das Projekt „Späte Hilfe“ zur Unterstützung ehemaliger ZwangsarbeiterInnen gebeten.
Konto des Vereins EL-DE-Haus, Stichwort „Späte Hilfe“, Postbank Köln, Konto-Nr. 2906 69-501, BLZ 370 100 50
Fotohinweis: WERNER JUNG leitet das NS-Dokumentationszentrum der Stadt im EL-DE-Haus, Kölns ehemaliger Gestapo-Zentrale