gift im hühnerstall
: Sicherheit kann es nicht geben

Die Qualität unseres Fleisches hängt maßgeblich von der Qualität des Futtermittels ab. Dieser so profane wie einleuchtende Satz stammt von der grünen Landwirtschaftsministerin Renate Künast, die deshalb das Futtermittelgesetz verschärfen will. Doch wirklich sicher macht das die Lebensmittel nicht. Das zeigt der jüngste Skandal um Gift in einem sächsischen Hühnerstall.

KOMMENTAR VON NICK REIMER

Diesmal sind es Polychlorierte Biphenyle, kurz PCB, die ins Tierfutter gelangten. Die Krebs erregenden Chemikalien waren von dem betroffenen Mischfutterwerk bei einer eigenen Kontrolle entdeckt worden.

Das Werk ist Mitglied des QS-Systems, eines Prüfsiegels der konventionellen Agrarwirtschaft. Fabelhaft, könnte man jetzt meinen, QS – Qualität und Sicherheit – funktioniert. Der Haken daran ist: Der Stoff wurde sechs Wochen zu spät gefunden. Als das Laborergebnis in Sachsen eintraf, hatten die Hühner das verseuchte Futter nämlich längst gefressen – und der Verbraucher den Großteil der Eier und des Fleisches gegessen. Was also nützt das beste Kontrollsystem, wenn es allenfalls in der Lage ist, uns mitzuteilen, welches Gift wir gerade mal wieder zu uns genommen haben?

Auch das schärfste Futtermittelrecht nützt wenig, wenn nicht nach den Ursachen der Verunreinigung geforscht wird. Denn das ist das eigentlich Skandalöse an diesem Fall: Zehn Wochen nach der Verseuchung gibt es noch nicht einmal eine Spur des Verursachers. Die zuständigen Behörden scheinen das Problem nicht ernst genug zu nehmen. Statt mit Nachdruck zu ermitteln, schieben sich Bund, Sachsen und Hessen gegenseitig die Verantwortung zu. Wenn das mal nicht ins Auge geht: Solange die Quelle der Verseuchung nicht gefunden wurde, kann nicht ausgeschlossen werden, dass PCB demnächst in Schweinshaxen gefunden wird – vielleicht in tausendfacher Konzentration.

Der PCB-Skandal zeigt einmal mehr: Garantierte Qualität und Sicherheit in Lebensmitteln kann es nicht geben. Wer das vorgaukelt, verschaukelt die Verbraucher. Letztlich sinkt die Gefahr nur, wenn von vorneherein weniger Chemie in die Umwelt gelangt. Statt also mit dem Finger auf die Bauern zu zeigen, ist die Chemieindustrie anzuprangern. Die versucht nämlich gerade, die Chemikalienrichtline der Europäischen Union zu torpedieren – und mit der könnten 30.000 unerforschte Chemikalien auf ihre Gesundheitsgefahren untersucht werden.

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