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Archiv-Artikel

Mr. A 31 will den Transrapid

Gibt es noch Hoffnung für den Schwebezug? Ein Unternehmer macht Stimmung für die Magnetbahn und will das Aus der Testanlage im Emsland verhindern – und es gibt eine neue Technologie

VON KAI SCHÖNEBERG

„Das ist genau so, als ob ich in meiner Firma noch elektrische Schreibmaschinen hätte“, sagt Rolf Trauernicht. Der 84-jährige Baustoffunternehmer aus dem ostfriesischen Großefehn gerät richtig in Rage, als er an diesem Freitag, bekleidet mit kuscheligen Filzpantoffeln Größe 50, der verdutzten Journaille in Hannover seinen Traum vom Schwebezug vorträgt. Es könne nicht angehen, dass „unsere Enkel Lizenzgebühren bei den Chinesen zahlen müssen“, ärgert sich der Seniorchef der Firmenholding Traucon mit 1.000 Mitarbeitern und 230 Millionen Euro Jahresumsatz. Deshalb setzt sich Trauernicht für eine Initiative zur Rettung des Transrapids ein.

Der Teststrecke im emsländischen Lathen droht im Sommer das Aus, nachdem auch die Strecke in München aus Kostengründen platzte. Aber Trauernicht ist in seiner Heimat fast so bekannt wie Otto Waalkes. Spitzname: „Mr. A 31“. Ende der 90er Jahre brachte er 1.600 Unternehmer aus der Region zum Spenden und schaffte es mit viel Engagement, dass die „Ostfriesenspieß“ genannte Emslandautobahn entlang der holländischen Grenze um Jahre früher fertig gebaut wurde als geplant.

Trauernicht hat schon in Den Haag für eine Magnetbahn-Strecke über Groningen nach Hamburg demonstriert. „Die Holländer wollten das“, ereifert er sich, „nur die Deutschen wollten nicht“. 125.000 Euro will Trauernicht für den längst von der Politik mangels Geld abmoderierten „Eurorapid“ spenden. „Der Transrapid muss in Deutschland schweben“, steht auf Aufklebern, mit denen Trauernicht jetzt um Spenden wirbt. Vielleicht passiert ja ein Wunder – wie bei der A 31.

Angeblich gibt es sogar Hoffnung: „Die Teststrecke darf nicht abgebaut werden“, sagt Hermann Flessner. Der emeritierte Informatikprofessor und Transrapid-Experte will die Schwebebahn binnen „maximal zwei Jahren“ mit einer neuen Technologie konkurrenzfähig zu ICE und Flugzeug machen. Flessner hat Fahrweg-Träger konzipiert, die mindestens um ein Drittel günstiger sein sollen als als die alten – zudem lösten sie ein Genehmigungsproblem. Für schlappe zwei Millionen Euro will Flessner nun seine „geschleuderten modularen Fahrweg-Träger“ in Lathen testen. Sonst, sagt der Professor, „nehmen wir die Angebote aus dem Ausland an“.

Ob sich ein mit allen Wassern gewaschener Landeswirtschaftsminister von einer so ausgebufften Drohung beeindrucken lässt? Ja. Walter Hirche (FDP) spricht von einer „bemerkenswerten politischen Initiative“. Er hätte nichts dagegen, die Transrapid-Versuchsanlage auch über den Sommer hinaus zu genehmigen. Das Projekt müsse aber zunächst mit dem Bund besprochen werden. Zudem dürften Siemens und Thyssen das Transrapid-Fahrzeug, das derzeit noch in Lathen Achten dreht, nicht abziehen. „Ich habe den Eindruck, da ist noch Spielraum drin“, sagt Hirche. Ob Fax oder Mp3-Dateiformat – Spitzentechnologien entwickeln und andere damit Geld machen lassen, das hält Hirche für „Technikmasochismus“.

Für Haushaltsmasochismus hält der Grünen-Abgeordnete des niedersächsischen Landtags, Enno Hagenah, den Plan: „Der Staat hat schon 1,4 Milliarden Euro in die gescheiterte Technologie investiert – irgendwann ist einfach Schluss.“