Chronik

1931: Der Konstrukteur Ferdinand Porsche skizziert einen Volkswagen. Vorbild ist die 1905 von Henry Ford gebaute „Tin Lizzie“ – ein Auto, das anfangs 260 Dollar kostete und sich insgesamt 15 Millionen Mal verkaufte.

1933: Porsche trifft Adolf Hitler. Der wünscht sich einen Wagen zur Motorisierung des deutschen Volkes. Maximaler Kostenpunkt: 1.000 Reichsmark.

1934: Porsche wird beauftragt, für 20.000 Reichsmark Honorar innerhalb von zehn Monaten den ersten Prototyp des „Volkswagens“ vorzustellen. Es dauert bis 1936. Erst 1937 findet der Käfer seine endgültige Form – oval wie ein Ei, die Kotflügel gewölbt.

1938: Hitler legt den Grundstein zum VW-Werk und tauft das Auto auf den Namen „KdF-Wagen“. Die New York Times berichtet unter dem Titel „Shiny little beetle“ (glänzender kleiner Käfer).

1939: Der KdF-Wagen wird vorgestellt: Es gibt 270.000 Bestellungen. Während des Krieges wird der Volkswagen aber offiziell nicht verkauft, sondern von der NSDAP oder der Wehrmacht angefordert. Die Liste der Besitzer bis 1942 besteht aus prominenten Nationalsozialisten. Gerade 300 Stück werden hergestellt. VW baut sonst nur Armeefahrzeuge – die Schwimm- und Kübelwagen. Nach dem Krieg nehmen die GIs den Käfer einfach mit nach Hause.

1947: Die ersten Käfer stehen in den Ausstellungsräumen deutscher Autohändler, sind aber nur auf Bezugsschein erhältlich.

1949: Das „Export Modell“ wird vorgestellt. Es kostet 5.450 DM. Auch neu: das erste viersitzige VW-Cabrio des Karosseriebauers Karmann. Es wird mit 330.281 Exemplaren das meistgekaufte Cabriolet der Welt.

1951: Der 250.000. VW seit Kriegsende läuft vom Band. In den nächsten Jahren wird die Blumenvase am Armaturenbrett ein begehrtes Extra.

1952: Das Getriebe des Käfers wird synchronisiert. Endlich schalten ohne Zwischengas.

1953: Der 500.000. Volkswagen läuft vom Band. Das ovale Rückfenster ohne senkrechten Steg ersetzt das „Brezelfenster“.

1955: VW feiert den 1.000.000. Volkswagen. Die Käferpreise erreichen ihren nie unterbotenen Tiefststand: DM 3.790 für das Standard- und DM 4.600 für das Exportmodell.

1957: Eine vergrößerte Rückscheibe löst das Ovalfenster ab.

1958: A love story starts – die Amis lieben den Käfer. Ein Spiel kommt auf: „Wie viele Menschen passen in einen Käfer?“ Den ersten „Weltrekord“ halten 14 Studenten aus Texas. Ende des Jahres werden sie von 33 Oberschülern aus Oregon überholt.

1960: Die Käfer bekommen Blinker statt Winker. Bis Mitte 1960 werden 500.000 Volkswagen in die USA exportiert. Die Werbeagentur DDB wirbt dort seit einem Jahr mit bescheidenen Texten: „Besonders aufregend ist er nicht“ oder „Hat irgendjemand eine bessere Idee?“

1961: Der Käfer wird mit Kraftstoffanzeige gebaut. Der legendäre Reservehahn fällt weg. Neu auch die Halterungen für Sicherheitsgurte. Die Gurte selbst sind Extras. Auch der seit elf Jahren laufende Prozess um die im Krieg erworbenen Ansprüche der KdF-Sparer ist beendet – per Vergleich. Je nach Sparsumme gibt es von VW bis zu 600 DM Preisnachlass bei Neukauf oder bis zu 100 DM in bar.

1968: In den USA kommt der Disney-Film „The Love Bug“ heraus. Rennkäfer Herbie fährt sich in die Herzen der Blumenkinder. Bis 1982 folgen Teil 2 und 3 und eine Fernsehserie mit Herbie.

1972: „Dudu macht das schon.“ Der zitronengelbe Käfer, der alle technische Finessen – auch zur Selbstverteidigung – eingebaut hat, ist die deutsche Antwort auf Herbie. Es folgen vier Kultfilme.

1972: Am 17. Februar läuft der „Weltmeister“ vom Band. Es ist der insgesamt 15.007.034. Käfer. Damit ist der Rekord des Ford-T-Modells gebrochen.

1974: Am 2. März wird der erste VW Golf produziert. Käfer werden ab Juli in Europa nur noch in Emden und Brüssel gebaut.

1978: Der letzte in Deutschland gebaute Käfer läuft am 19. Januar in Emden vom Band.

1984: Erstmals kostet der Käfer mehr als 10.000 DM.

1985: In Emden legt das letzte Schiff mit Mexiko-Käfern an. Der Wagen verabschiedet sich vom europäischen Markt.

1992: In Mexiko läuft der einundzwanzigmillionste Käfer vom Band.

1997: Volkswagen bringt in den USA den New Beetle auf den Markt, in Deutschland ein Jahr später. Er kann an den Erfolg des Käfers nicht anknüpfen.

2003: Der Käfer findet auch in Mexiko keine Käufer mehr. 50 pro Tag werden noch gebaut. Auf deutschen Straßen rollen heute laut Kraftfahrt-Bundesamt noch rund 85.000 Käfer. KAB, JRZ