: Regierungsrat tagt
In Bagdad wird über den Vorsitz und die Wahl der Minister beraten. Neuer Angriff auf US-Truppen. Ausländer hinter Anschlägen vermutet
BERLIN afp/ap/rtr ■ Der irakische Regierungsrat ist gestern in Bagdad zusammengetreten, um über den Vorsitz und die Wahl der Minister zu beraten. Das Ratsmitglied Ijad Alawi bestritt, dass es bereits eine fertige Namensliste gebe. Seitens westlicher Diplomaten war zuvor verlautet, die britischen und US-Verbündeten hätten eine Liste vorbereitet und den Mitgliedern des Übergangsrats vorgelegt.
Nach Angaben von Ratsmitglied Abdel Asis Hakim sollen die Minister „in einigen Tagen“ ernannt werden. Zunächst solle vor allem über den Vorsitz des Rates beraten werden. Unter anderem solle auch die wichtige Frage geklärt werden, ob eine Troika den Vorsitz übernehmen soll, ob die Präsidentschaft nach dem Rotationsprinzip funktionieren soll oder von einem Kollegium wahrgenommen wird. Der Regierungsrat soll auch einen Zeitplan für die Ausarbeitung einer Verfassung verkünden.
Bei einem neuerlichen Angriff auf US-Truppen in Bakuba, 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad, sind unterdessen nach Augenzeugenberichten ein Soldat getötet und zwei weitere verletzt worden. Die Angreifer hätten eine Granate auf einen Panzer abgefeuert, der ein Krankenhaus bewachte, so die Zeugen.
In Tikrit haben US-Soldaten ein frisch angelegtes Waffenlager entdeckt. 400 Meter vom Hauptquartier der 4. Infanteriedivision entfernt seien 40 Panzerminen, schwere Munition und rund 100 Kilogramm Sprengstoff vergraben worden, teilten die Streitkräfte am Montag mit. Die Waffen seien offenbar für Angriffe auf die US-Truppen bestimmt gewesen.
Hinter den immer minutiöser geplanten Angriffen auf ihre Besatzungstruppen vermuten die USA zunehmend ausländische Extremisten. Dem Kommandeur der US-Bodentruppen im Irak, General Ricardo Sanchez, zufolge werde das Land immer mehr zu einem „Magneten für Terroristen aus dem Ausland“, denen die Amerikaner als Ziel gelegen kämen. Über die Nationalität der an den Untergrundaktivitäten angeblich beteiligten Extremisten im Irak äußerte sich Sanchez nicht.
Ein am Samstag festgenommener Journalist des arabischen Fernsehsenders al-Dschasira wurde gestern nach Senderangaben wieder freigelassen. Die Besatzungstruppen in Mossul hätten aber seine Videoaufnahmen beschlagnahmt, die den Beschuss eines irakischen Fahrzeugs durch US-Soldaten zeigten. Amerikanische Militärsprecher hatten am Sonntag erklärt, sie wüssten nichts von der Festnahme des Journalisten.