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Archiv-Artikel

Süße Traubenträume

Sonett eines Sportreporters

Droben im Olymp, fern meiner Ziele, wachsen ihre Trauben. In allen Freuden, denen ich genüge, üben sie Verzicht.Mit Argusaugen aber wache ich und gebe pflichtbewusst Bericht von jedem Fehltritt, den sie sich erlauben.

Lohnt ihre Qual, so schweben sie in Höhen und in Weiten, die nie ein Mensch erträumt, und ziehen stark wie Pferde ihre Bahnen. Um sie zu ehren, klingen Hymnen an, das Volk schwenkt Fahnen, und ich besinge sie wie Götter, auf ewig und für alle Zeiten.

Wehe ihnen, sie verlieren, so werde ich mit Worten toben. Ich schimpf Versager sie, Idioten, Scharlatane, Nieten. Noch jeden Narren ließ ich seine eitlen Träume büßen.

Im Stillen denk ich oft: Da sie mir Besserung geloben, dürft ich bloß fordern, was die Natur mir selbst erlaubt zu bieten. Bald wären meine sauren Trauben ihre, verfault bald alle süßen.

Mark Obert